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Ich bin vergesslich. Hab ich das schon mal erwähnt? Ich stehe vor der geöffneten Kühlschranktür und starre minutenlang hinein, weil mir partout nicht mehr einfallen will, warum ich sie aufgemacht habe. Ich falle anderen Menschen ins Wort, weil ich Angst habe, dass ich vergessen könnte, was ich sagen will bis sie fertig sind. Bei der Renovierung unseres Schrankraums habe ich gleich zwei Weihnachtsgeschenke vom vorvorletzten Jahr gefunden. Gelegentlich kaufe ich mir auch Bücher ein zweites Mal und komme dann auf Seite einhundertvierundfünfzig drauf, dass ich das gleiche Buch bereits letzte Woche gelesen habe. Das geht auch umgekehrt. Manchmal kaufe ich mir Bücher erst gar nicht, weil ich vergessen habe, dass ich sie noch nicht gekauft habe. Je älter ich werde, umso schlimmer wird es. Ich kann Ihnen zwar den Vertrauensgrundsatz aufsagen, ohne eine einzige Sekunde nachdenken zu müssen. Ich erkläre Ihnen mühelos die Relativitätstheorie und löse des Fräuleins Differenzialgleichungen im Schlaf. 'Die Bürgschaft' von Schiller geht mindestens bis Strophe fünfzehn. Darwin'sche Evolutionslehre? Kein Problem! Und Felsspat, Quarz und Glimmer, die drei vergess' ich ganz sicher nimmer. Ich kann mich auch genau erinnern, warum ich vor beinahe zwanzig Jahren den Herrn Ziii geheiratet habe und nicht den anderen Herrn, von dem ich allerdings nicht mehr weiß, wie er geheißen hat. Leider habe ich auch keine Ahnung, welchen Film ich mir morgen im Kino anschauen werde, obwohl ich diesen gestern selbst ausgesucht habe. Was ich aber fix weiß ist, dass nächste Woche Weihnachten ist, weswegen ich in letzter Zeit häufiger vor meinem Handy sitze und auf das Display starre. Dort steht nämlich ...
für morgen(s); weil man dann besser sieht; warm, bequem, trotzdem stylish, sicher nicht pink; ein bisserl hupfen; am liebsten ganz laut; geht aber auch ganz leise; recken, strecken, relaxen; nur das Grummeln im Bauch macht ganz narrisch; Movember war gestern; Lego?
DAS, liebe Leser, ist mein Weihnachtswünschenotizzettel für das Fräulein Ziii! Aufgrund meiner Vegesslichkeit habe ich schon seit langem die Angewohnheit alle Geschenkideen, die mir übers Jahr so einfallen, fein säuberlich im digitalen Notizblock meines Handys zu sammeln, damit nicht einer von meinen grandiosen Einfällen verloren geht. Das hat lange Zeit auch wunderbar funktioniert, doch irgendwann ist mir das Fräulein auf die Schliche gekommen. Geschenkeliste auf Knopfdruck abrufbar sozusagen. Sehr praktisch, wenn ich daran denke wieviel Zeit ich als Kind verplempern musste, um meine Packerl zu finden. Doch irgendwann bin ich dann meinerseits dem Fräulein auf die Schliche gekommen und habe von da an die Liste codiert, mithilfe von Eselsbrücken. Mich deucht, die heißen deswegen so, weil sie speziell für Esel wie mich sind.
Sollten Sie einen Verdacht haben, worum genau es sich auf meiner Liste handeln könnte, wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie es mich wissen lassen würden. Ich hab ja noch ein paar Tage. Und falls ich das Rätsel nicht lösen kann, stelle ich mich am Heilig Abend einfach in die Krippe, gleich links hinter das Christkind. I-ah!
Zum Glück ist mir am Wochenende noch gach eingefallen, dass ich eine Tajine besitze und weil orientalisch so außerordentlich gut zu Weihnachten passt, gab es am Adventsonntag ein farbenfrohes Essen, das sowohl mit, als auch vegetarisch/vegan ohne Fleisch zubereitet werden kann.
Die Basis meiner Tajines sind oft karamellisierte Zwiebeln, so auch hier. Der Boden des Tontopfes wird damit ausgelegt. Darauf kommen die gewürzten Süßkartoffeln und die Kichererbsen. Zum Schluss wird das Gemüse mit gerösteten Nüssen, frischer Minze und Granatapfelkernen angerichtet. Das marinierte Hühnerfleisch habe ich separat in einer Pfanne gebraten. Es kann aber alternativ auch gleich in der Tajine mitgegart werden, obwohl es aus der Pfanne wesentlich besser schmeckt. Das Gericht lässt sich natürlich auch in einem simplen Schmortopf mit Deckel zubereiten, schmeckt aber dann nicht ganz so aromatisch wie in einer richtigen Tajine, durch die es eine besondere, erdige Note bekommt (vorausgesetzt die Tajine ist unglasiert).
Die Zutatenliste ist bei orientalischen Gerichten oft elendslang, was meistens an der Fülle der Gewürze liegt. Das sollte Sie jedoch nicht abschrecken, denn das Gericht ist eigentlich sehr einfach und stressfrei zu kochen. Als Beilage wird traditionell Couscous gereicht und ein hauchdünn geschnittener Fenchelsalat mit Orangenfilets könnte mir auch gefallen. In der Summe lässt sich das alles auch bei einer größeren Gästeschar einfach umsetzen und just in dem Augenblick, in dem ich das hier niederschreibe, fällt mir auch wieder ein, dass ich ein Tajinegericht als Weihnachtsessen für die Familie am Christtag geplant habe, was wohl auch der Grund gewesen sein wird, warum die Tajine am Sonntag in der Früh draußen auf der Anrichte stand. Dacht' ich's mir doch, dass da was war! Die hupft ja nicht allein aus dem Schrank. Und wenn mich nicht alles täuscht, müssen auch irgendwo noch Schachteln mit orientalischem Christbaumschmuck herumstehen. Ich gehe dann mal suchen. Vielleicht finde ich für das Fräulein ja noch ein paar Weihnachtsgeschenke vom letzten Jahr.
Für die karamellisierten Zwiebel...
- 4 große Zwiebel
- 2 EL Olivenöl
- 1 schwacher EL Zucker
- Salz
- 1 TL wirklich gutes Raz-el-Hanout - eine orientalische Gewürzmischung, die Sie immer zu Hause haben sollten, aber keinen Pansch, sondern eine richtig gute. Eine verlässliche Quelle in Wien ist Babette's. Deutsche Leser werden sicher bei Ingo Holland fündig.
- 1 schwacher TL Zimt
- 300 ml Wasser
- abgeriebene Schale von einer ganzen Orange (ein bisserl was übrig lassen für das Finish)
- 1 Handvoll Sultaninen, Korinthen oder andere kleine Trockenfrüchte - ich hatte diesmal auch Cranberries
Für das Gemüse...
- 1,2 kg Süßkartoffel
- 1 Dose Kicherebsen (400ml)
- Olivenöl
- 1 TL Raz-el-Hanout
- Salz
- ein paar Safranfäden
- 100 ml Wasser
Für die Hühnerfilets...
- 4 Hühnerfilets
- 2 Zehen Knoblauch
- 1 daumendickes Stück frischer Ingwer
- 1 frische, rote Chillischote
- einige Safranfäden
- 1 Messerspitze gemahlene Kurkumawurzel
- abgeriebene Schale und Saft einer ganzen Zitrone
- 1 Handvoll frische Minzeblätter
- 4 EL Olivenöl
- Salz
- Kokosfett oder Olivenöl zum Braten
Zur Garnierung...
- 1 Granatapfel
- 1 Handvoll ganze Nüsse wie zum Beispiel Mandeln oder, wie bei mir, auchWalnüsse
- frische Minze
- eventuell Orangenblütenöl, falls Sie eines auftreiben können und/oder noch fein geriebene Orangenschale
- als "Tüpfelchen auf dem i" Korianderwürzöl - meines vom Johannes Pinterits aus dem Burgenland
Wenn möglich am Vortag... (muss aber nicht unbedingt sein)
Die Tajine gründlich wässern (nur die unglasierten), am besten über Nacht. Dafür die Abwasch anfüllen und den Boden mitsamt dem umgedrehten Deckel hineinstellen. Je länger, umso besser.
Starten Sie bei den Vorbereitungen mit dem Marinieren des Hühnerfleischs, idealer Weise eben schon am Vortag. Dafür den Safran für die Hühnerfilets kurz trocken rösten bis er duftet und in einem Mörser fein zerstoßen. Den Knoblauch schälen und grob hacken. Ingwer schälen und reiben. Chillis entsamen, die Scheidenwände entfernen und grob hacken. Die vorbereiteten Zutaten zum Safran im Mörser geben, ebenso Kurkumawurzel, Salz und Minzeblätter und mit dem Stößel zu einer Paste verarbeiten. Dann das Öl einarbeiten, sowie den Zitronensaft und die Zitronenschale.
Die Hühnerfilets in zwei oder drei Stücke teilen und gemeinsam mit der Marinade in einen Gefrierbeutel geben. Das Sackerl mit einem Knoten verschließen und die Marinade durch sanftes Kneten überall auf dem Fleisch verteilen. Das Fleisch im Kühlschrank aufbewahren und zwischendurch immer wieder durchwuzeln. Eine Stunde vor dem Braten aus dem Kühlschrank heraus nehmen.
Für die Tajine...
Den Backofen auf 180 Grad vorheizen. Nur Unterhitze!
Dann werden die Zwiebel karamelisiert. Halbieren Sie diese dafür und schneiden Sie sie in Scheiben. Aber nicht zu dünn. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und die Zwiebel darin bei mittlerer Hitze langsam braten, bis sie schön weich und goldbraun sind. Bei Bedarf noch Öl dazu gießen. Dann den Zucker dazugeben und unter gelegentlichem Rühren diesen karamellisieren lassen. Anschließend das Trockenobst einstreuen, Salz, Zimt und Raz-el-Hanout. Dabei feste umrühren und schnell Wasser aufgießen, damit nix anbrennt. Kochen lassen, bis sich die Flüssigkeit fast vollständig reduziert hat. Zum Schluss noch Orangenschale hineinreiben.
Die Süßkartoffel schälen und grob in Stücke schneiden. Die Kicherebsen aus der Dose abtropfen lassen und gemeinsam mit den Süßkartoffeln in eine Schüssel geben. Olivenöl darüberträufeln, salzen und mit Raz-el-Hanout würzen. Mit den Händen ordentlich durcheinandermischen.
Der Boden der Tajine mit den Zwiebeln auslegen. Oben drauf das Gemüse schlichten. Dabei einen möglichst großen, pyramidenförmigen Haufen schlichten. Safran in einem Mörser oder mit dem Messerrücken auf einem Brett fein zerreiben. In ein Glas geben und mit dem Wasser aufrühren. Das Safranwasser über die Süßkartoffel leeren, den Deckel aufsetzen und das Gemüse im Backofen auf unterster Schiene ungefähr eine Stunde garen (Unterhitze!). Aus dem Backofen nehmen und mit geschlossenem Deckel 10 Minuten rasten lassen. Währenddessen die Nüsse rösten und das Hühnerfleisch braten.
In einer Pfanne zuerst die Nüsse trocken rösten bis sie leicht gebräunt sind. Auf einem Teller beiseite stellen. Dann das Fett oder Öl in der Pfanne sanft erhitzen. Es ist sehr wichtig, dass Sie von Anfang an nur mit mäßiger Hitze arbeiten, da die Paste sonst verbrennt. Sobald die Pfanne heiß ist, das Hühnerfleisch einlegen und auf beiden Seiten zart bräunen lassen. Das dauert je nach Dicke des Filets nicht länger wie zehn Minuten, sonst wird das Huhn trocken.
Anrichten...
Das Hühnerfleisch kreisförmig auf der Tajine anrichten und mit ein bisserl Korianderöl beträufeln. Nüsse und Minzeblätter darüberstreuen. Den Granatapfel halbieren und die Kerne über der Tajine heraus schlagen. Dafür die Granatapfelhälften direkt über die Tajine halten und mit einem Kochlöffel ordentlich drauf dreschen. Die Kerne fallen dabei dann ganz leicht aus der Schale. Jetzt noch mit einem Esslöffel Orangenblütenwasser beträufeln... nach Geschmack auch mehr... und/oder noch Orangenschale darüber streuen.
Links:
Mehr zum Thema Raz-el-Hanout und ein Rezept für Lammfleisch habe ich schon mal in diesem Post veröffentlicht.
Mehr zum Thema Tajine und ein Rezept für eine Gemüsetajine finden Sie in diesem Post von mir.
Recipe in English...
Morrocan Tajine with Sweet Potatoes and Spicy Chicken
For the caramelized onions ...
- 4 large onion
- 2 tablespoons olive oil
- 1 tablespoons sugar
- salt
- 1 teaspoon good Raz- el- Hanout
- half a teaspoon cinnamon
- 300 ml of water
- grated zest of an orange (safe a little bit for garnishing)
- 1 handful of sultanas or cranberries
For the vegetables...
- 1.2 kg sweet potato
- 1 can of chickpeas (400ml )
- olive oil
- 1 tsp Raz- el- Hanout
- salt
- a few saffron threads
- 100 ml of water
For the chicken fillets ...
- 4 chicken fillets
- 2 cloves of garlic
- 1 piece fresh ginger
- 1 fresh red chilli
- few saffron
- 1 pinch of ground turmeric root
- grated zest and juice of a whole lemon
- 1 handful of fresh mint leaves
- 4 tablespoons olive oil
- salt
- coconut oil or olive oil for frying
To garnish ...
- 1 pomegranate
- 1 handful whole nuts such as almonds or walnuts
- fresh mint leaves
- orange blossom water and/or finely grated orange zest
The day before...
Water your tagine thoroughly (only the unglazed ), preferably overnight.
Start with the preparation of the chicken marinade. Dry roast the saffron until it smells and crush it in a mortar. Peel the garlic and chop roughly. Peel and grate the ginger. Remove the Seeds of the Chilli and chop it roughly. Add the prepared ingredients into the mortar with the saffron, together with the ground turmeric root, salt and mint leaves and make a paste. Then incorporate the oil, the lemon juice and the lemon zest.
Cut the chicken breasts into two or three pieces and put it together with the marinade in a freezer bag. Close the bag with a node and knead the meat to spread the marinade. Keep the meat in the refrigerator and knead it again from time to time.Take it out of the freezer one hour before.
For the tagine...
Preheat the oven to 180 C degrees. Only bottom heat !
Then caramelize the onions. Halve them and cut them into slices. But not too thin. Heat the olive oil in a pan and slowly fry the onions over medium heat until they are soft and golden brown. If necessary, pour more oil to it. Then add the sugar and let it caramelize, stirring occasionally. Add the dried fruits, salt, cinnamon and Raz- el- Hanout. Stir and quickly pour water into the pan so the spices can't burn. Next let cook until the liquid is almost completely reduced. Finally add the orange cest.
Peel the sweet potato peel and roughly cut them. Drain the chickpeas in a sieve and put them together with the sweet potatoes in a bowl. Pour over some olive oil, season with salt and Raz- el- Hanout. Mix properly with your hands.
Lay the bottom of the tagine with the caramalized onions. Arrange the vegetable. Grind the saffron in a mortar or with the back of a knife. Pour into a glass and stir with the water. Pour the saffron water over the sweet potatoes, put the lid on and cook the vegetables for about an hour in the oven. Remove from the oven and let it rest with the lid closed for about 10 minutes. Meanwhile, toast the nuts and fry the chicken.
Dry roast the nuts in a pan until they are lightly browned. Place on a plate aside. Then gently heat the oil in the pan. It is very important that you work with moderate heat, since the paste will burn. Once the pan is hot, place the chicken and let it lightly brown on both sides. This depends on the thickness of the fillet, about 10 minutes.
Arrange...
Arrange the chicken on the vegetables in the tajine. Sprinkle with nuts, mint leaves and pomegranate seeds. Now sprinkle with a tablespoon of orange blossom water and th orange zest. Serve with couscous and maybe fennel-orange-salad.
Greetings from Vienna. Yours truly, Mrs Ziii
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Lieben Gruß aus Wien von Frau Ziii