Der Opa hat früher gerne ein Glaserl getrunken - ab und zu - am liebsten Cognac oder Whiskey. Darum wurde er auch zu allen möglichen festlichen Anlässen damit beschenkt, und zwar so viel, dass es ein Mensch im Leben gar nicht saufen kann. In Erwartung schlechterer Zeiten hat er all die Flaschen im Keller gebunkert, mit Etiketten versehen, von wem und wann genau er das Präsent erhalten hat. Aber vor ein paar Jahren an einem unglückseligen Dezembertag, da hat er sich beim Sturz aus einem Mistkübel heraus (fragen Sie nicht) den Kopf angehauen - Schädel gebrochen - und seither ist alles nimmer so wie es einmal war. Jetzt wird ihm vom Hochprozentigen immer ganz schwindlig im Kopf, sagt er. Also hat der Opa den Keller aufgeräumt und dem Papa seinen Reichtum vererbt. Dem ist darauf hin aber auch so schwindlig geworden, dass es ihn vor lauter Schwindel direkt die Stiegen runtergetamelt hat und er zum Entschwindeln ins Krankenhaus gebracht wurde, wo ihn die Mama am nächsten Tag abholen hat dürfen. So kam es, dass der Reichtum nun in meinem Haus lagert, denn ich bin als einzige in der Familie schwindelresistent. Wäre ich nicht unlängst bei Cafetin gelandet und zwar genau dort, wäre wohl so manches anders gekommen...
- 400 g feinste Schokolade 70% - ich verwende immer Lindt 70% mild - es gäbe natürlich bessere, aber es ist die einzige, die ich schnell mal im Supermarkt ums Eck kaufen kann. Schokolade auf Vorrat hält sich bei mir nämlich nie lange. Wie das?
- 200 g Schlagobers
- 1 echte Tahiti Vanilleschote oder Bourbon - bitte keinen Vanillezucker
- 200 g guter Whiskey - Grappa war bei Opas Reserven leider nicht dabei, aber dafür alter Whiskey versehen mit dem Etikett Frau Lederer, 2000
- 1 Messerspitze Salz
- extra Schokolade zum Überziehen der Trüffel - die gleiche Schokolade wie oben
- reines Kakaopulver zum Wuzeln
Wie Sie sehen können, enthält die Rezeptur kein Gramm Zucker, Brösel, Nüsse oder was sonst noch ablenken könnte - einfach nur Schokolade, Whiskey und Obers. Cafetin verwendet auch noch Muskatnuss. Das hab' ich mich nicht getraut, weil ich bei Katha gelesen habe, dass Muskatnuss ein Halluzinogen enthält. 200 Gramm Whiskey erschienen mir schon halluzinogen genug. Daher habe ich die Muskatnuss durch Tahitivanille ersetzt. Cafetin rät auch, die Trüffel in Schokolade zu tunken, damit das Aroma nicht so schnell verfliegt. Daran habe ich mich gehalten.
Es ist hoffentlich auch jedem klar, dass Sie mit dieser Rezeptur keine anständigen Schokoladentrüffel produzieren können, wenn sie nicht bei den drei Hauptzutaten - Schokolade, Whiskey und Obers - erstklassige Qualität verwenden.
Zuerst die Schokolade im Wasserbad schmelzen - und Sie wissen ja, auf keinen Fall zu heiß, sonst wird sie klumpig. Das ausgekratzte Mark der Vanilleschote mit einem Schneebesen in das Obers rühren, bis es sich gut verteilt hat. Die schwarzen Punkte im weißen Obers können Sie nämlich gut erkennen. Ist es aber erst in der Schokolade drin, sehen Sie gar nix mehr und dann kann es passieren, dass die Vanille als Brocken darin schwimmt. Glücklich zwar, wer die eine Trüffel erwischt, aber ungerecht ist es halt.
Obers, Whiskey und Salz zur Schokolade geben und mit einem Kochlöffel verrühren. Auf keinen Fall stark erhitzen, da sonst der Alkohol verfliegt. Die Schüssel vom Herd nehmen und die Masse auskühlen lassen. Achten Sie darauf, dass die Masse nicht zu fest wird. Sie müssen ja noch die Trüffel formen. Das können Sie auf verschiedene Arten tun. Ich habe zuerst Würsterl geformt und diese dann wie Gnocci in 2 cm lange Stücke geschnitten. Das war eine unglaubliche Sauerei. Dann habe ich mich an gewöhnlichen Kugerl versucht. Die haben mich aber auch nicht glücklich gemacht. Letztendlich bin ich auf die grandiose Idee gekommen mit zwei Teelöffeln Nockerl zu formen, ganz so wie bei Grießnockerl. Noch ein bisserl flach gedrückt haben die Trüffel dieser Form voll und ganz meinen ästhetischen Ansprüchen genügt. Anschließend habe ich sie in der restlichen Schokolade getunkt und auf Backpapier gelegt. Nachdem die Schokolade leicht angetrocknet, aber doch noch ein bisserl feucht war, habe ich die Trüffel noch schnell in Kakao gewuzelt - et voilà !
Der Herr Ziii meint, die Trüffel schauen aus wie Hundstrümmerl, aber der zieht ja auch ein blaues Hemd zu einem grünen Pullover an. Was weiß der also schon? Außerdem ist diese Assoziation eh nicht das Schlechteste, denn der Herr Ziii neigt auch ein bisserl zu Schwindelanfällen.
Geschmacklich sind die Hundstrümmerl jedenfalls 1A. Hätten die "Echten Wiener Hundstrümmerl" auch so ein Aroma, trüge mit Sicherheit jeder ein Sackerl für das Gackerl mit sich herum und nicht nur jene Wiener mit Hund. Ja, das Gackerlklauben würde sogar zum Wiener Volkssport avancieren und ich wäre ganz vorn mit dabei. Allerdings täten dann in Wien noch mehr Schwindliche herumlaufen wie sonst, denn die Dinger fahren ordentlich ein und das ganz ohne Halluzinogene. Für etwas Empfindlichere empfehle ich daher, die Alkoholmenge im Rezept ein bisserl zu reduzieren und durch Obers zu ersetzen. Aber ich persönlich finde sie perfekt, so wie sie sind - richtig vernarrt bin ich - und so kam es, dass ich zwischen Weihnachten und Neujahr des öfteren gefragt wurde: "Hast schon wieder von den Hundstrümmerln gegessen?"
Ich wünsche Ihnen, werter Leser, einen guten Rutsch und ein frohes neues Jahr!