Dem Kind geht es ähnlich. Seit ich sie nicht mehr herum kommandiere, sagt sie, hat sie uuurviel Zeit. Soviel sogar, dass sie mich zehn Mal am Tag anrufen kann, oder gar den Papi. Zum Beispiel wegen dem Mistkübel. Was man damit macht, wenn er voll ist, will sie wissen. Der Papi, mitten in einer wichtigen Telefonkonferenz, meint: "Einfach aus dem Fenster schmeißen, Schatzi! Die Müllabfuhr holt ihn dann am nächsten Tag." Blöder Witz, Herr Ziii, wirklich sehr blöder Witz, weil schwören tät' ich jetzt nicht...
Letzte Woche diskutiert das Fräulein dann mit mir wegen der Putzfrau. Warum die Zofia noch nicht da ist, fragt sie mich per Telefon. Sie kommt doch immer freitags. Ich erkläre ihr, dass das meine Zofia ist und nicht die ihrige, ergo kommt sie auch zu mir. Das Fräulein argumentiert, dass ich doch immer behaupte, die Zofia hätte die ganze Arbeit nur wegen ihr, ergo muss sie dort hin kommen wo SIE wohnt und nicht zu mir. Manchmal bin ich wirklich schwer von Begriff.
Ja, und dann wäre da noch die Sache mit dem Essen. Was ich mir dabei eigentlich gedacht habe, sagt sie. Ständig diese blöde Kocherei zu Hause, überall steht das Zeug herum... und jetzt... völlig überfordert sei sie mit der neuen Situation. Verantwortungslos war das von mir. Ihren Kindern wird das sicher nicht passieren, meint sie. Die werden gleich von Anfang an lernen, was Hunger heißt und wie Dosenravioli mit schimpeligem Brot schmecken.
Da habe ich wohl nicht nachgedacht, weil irgendwie hat das Fräulein recht. Kochwissen wird großteils in der Familie weitergegeben. Scheinbar, und das finde ich jetzt interessant, kann man aber als Mutter, die oft und gerne kocht, diesbezüglich genau so versagen wie andere. Dem Fräulein Ziii mangelt es ja nicht am Wissen, was gut schmeckt und was nicht, sondern am Umsetzungsvermögen. Früher hat sich das wie selbstverständlich von einer Generation auf die nächste übertragen, was wohl daran gelegen ist, dass der (weibliche) Nachwuchs von Beginn an in die häusliche Pflicht genommen wurde. Dieser hat sich dann aber irgendwann emanzipiert und unternimmt jetzt mehr Anstrengungen der nachkommenden (weiblichen) Generation den Weg ins Berufsleben zu ebnen, als ihr das Kochen beizubringen. Unsere Burschen geht das nach wie vor nix an. Dieses Gerücht hält sich hartnäckig.
Was mich persönlich betrifft bin ich gerade noch davon gekommen. Meine aufgeklärte Mutter konnte und wollte zwar nie kochen, aber ich gehöre zu jener Generation, die das Kochen noch in der Schule gelernt hat. Meine Kindheit war die Zeit des Übergangs in oben beschriebener Entwicklung. Die moderne, emanzipierte Frau der Siebziger und Achtziger rettete sich mit Pasta-Asciutta-Fix und Monstertiefkühltruhe über ihre häuslichen Pflichten. Wissensweitergabe, was den Haushalt betrifft, wurde den Schulen überantwortet... keine Zeit, Doppelverdiener... Mädel an den Schulherd und Burschen in die Werkstatt zum Hämmern, Schrauben, Sägen! Zwei Jahre in der Schule Knödel gekocht, zwei Stunden pro Woche! Damals hätte ich lieber Drachen gebastelt, als Teig geknetet. Heute bin ich dankbar dafür, dass mich keiner gefragt hat. Zwischenzeitlich wurde der Kochunterricht in den Schulen für frauendiskriminierend und komplett unnötig erklärt. Die Mädchen müssen jetzt Drachen basteln, ob sie wollen oder nicht. Zur Not geht auch stricken und bei den Burschen ist sowieso alles beim Alten. Die Verantwortung was die Kocherei angeht, liegt wieder in den Händen der Eltern und wenn die auslassen, bleibt nur noch die Lebensmittelindustrie. Dann gibt es Dosenravioli ohne Ende, für diese, die nächste und die übernächste Generation... bis in alle Ewigkeit, denn wie schon erwähnt, pflanzt es sich in der Familie fort. Was meine Nachkommenschaft betrifft, wünsche ich dem Fräulein Ziii, dass ein Schwiegersohn daher kommt, der genial kochen kann. Aber bis dahin mache ich auf Nostradamus und sag Ihnen... Wenn es so kommt, dass Mami UND Papi nicht kochen können, sehe ich für meine Enkelkinder schwarz!
Wegen solcher Befürchtungen, und vielleicht aus dem einen oder anderen Grund auch noch, gibt es ab sofort im Hause Ziii die neue Sitcom...
Vorab...
1. Wir sind in dieser Rezeptserie per Du!
2. Die Rezepte sind so geschrieben, dass sie auch für totale Kochanfänger geeignet sind (zumindest bemühe ich mich)
3. Es wird mit einfachen Mitteln gearbeitet, also mit ordinären Töpfen und Pfannen, einem Backofen ohne Chichi und einer simplen Herdplatte mit zwei Kochzonen... Grundausstattung!
2. Die Rezepte sind so geschrieben, dass sie auch für totale Kochanfänger geeignet sind (zumindest bemühe ich mich)
3. Es wird mit einfachen Mitteln gearbeitet, also mit ordinären Töpfen und Pfannen, einem Backofen ohne Chichi und einer simplen Herdplatte mit zwei Kochzonen... Grundausstattung!
4. Was Du Dir für alle Zeiten hinter die Ohren schreiben sollst, kommt auch ins Merkheft! Dieses findest Du ganz oben in der rechten Spalte.
5. Misserfolge sind ok, Beschwerden auch! Sie helfen die Qualität der Rezepte zu verbessern.
6. Erfolge bitte ebenfalls dringend vermelden! Das fördert die Motivation.
denn ohne geht beim Fräulein Ziii gar nix. Topfennockerl sind das Erste und das Allerwichtigste, was es zu lernen gilt, meint sie. Dazu soll es selbst gemachten Hollerröster geben. Wenn schon, denn schon! Der schmeckt nämlich ganz wunderbar und keine Farbe ist schöner, wie die seinige. Hätte das Fräulein aber gewusst, dass sie den Holler selber brocken muss, hätte ich ihr damit den Buckel runter rutschen können. Die gute Laune ist nur Fake...
Trotz Gejammer und Gezeter wegen der Viecher und dem Gatsch und überhaupt, wird aber doch ein ganzer Weitling voll mit Hollerbeeren...
Außerdem steht in der Wiese neben dem Hollerbusch ein verwilderter Apfelbaum. Die Zwetschken kaufen wir am Standl neben der Straße, womit wir dann alles beinander hätten, was man für einen Hollerröster so braucht... Hollerbeeren für den einzigartigen, herben Geschmack, Äpfel für die Konsistenz, weil die gelieren gut, und Zwetschken als Unterlage...
Für den Hollerröster...
- 1 kg Hollerbeeren
- 500 g Äpfel (eventuell mit Birnen gemischt)
- 500 g Zwetschken
- (200 g Brombeeren - die wachsen häufig auch dort, wo ein Holler steht und sind zur selben Zeit reif)
- 150 g Gelierzucker 2:1 (ohne Zitronensäure!) - ich verwende den Biogelierzucker von Wiener Zucker
- 1 EL Zitronensaft
- 1 Stamperl Rum (kein Inländerrum!) - ich nehme Kraken-Rum, oder Slivovic geht auch
Die angegebenen Mengen ergeben gut 6 Gläser Hollerröster.
1 Zuerst wird der Holler abgebeerlt. Das machst Du am besten mit einer Gabel. Alle grünen oder überreifen Beeren musst Du aussortieren, ebenso die Stängel. Es reicht aber, wenn Du nur bei einem Drittel der Beeren pingelig bist. Die restlichen Beeren schmeißt Du einfach so in einen hohen (!) Topf (ohne den groben Stängeln natürlich).
2 Schäle die Äpfel, entferne das Kerngehäuse und schneide sie in grobe Stücke.
3 Koche die Äpfel gemeinsam mit den Beeren ohne Zugabe von Wasser 10-15 Minuten weich.
4 Passiere die Früchte anschließend mit einer flotten Lotte oder drücke sie durch ein Sieb. Dadurch entfernst Du einen Großteil der kleinen Kerne im Holler und die futzeligen kleinen Stängel. Darum darfst Du auf keinen Fall den Pürierstab verwenden.
5 Halbiere dann die Zwetschken entlang der Naht, entferne den Stein und schneide die Hälften der Länge nach noch einmal durch.
6 Gib die Zwetschken, Brombeeren, die restlichen (sauber abgebeerlten) Hollerbeeren, und das Fruchtmus gemeinsam mit dem Gelierzucker und dem Zitronensaft in den hohen Topf (es wird beim Kochen spritzen), den Du vorher schon verwendet hast. Lass die Früchte 10-15 Minuten kochen. Am Ende soll es ein paar Minuten sprudeln. Dabei aber umrühren, damit nix anbrennt.
7 Erst unmittelbar vor dem Abfüllen in die Gläser gibst Du den Alkohol dazu.
8 Während der Röster kocht, kannst Du die Twist-Off-Gläser vorbereiten. Gläser und Deckel sterilisieren (mit heißem Wasser auskochen) und auf einem sauberen Tuch warten lassen.
9 Den Hollerröster dann kochend heiß in die Gläser füllen, bis oben zum Rand. Am besten geht das mit einem Einkochtrichter, denn die Ränder dürfen nicht angepatzt werden. Die Gläser sofort verschließen und für 20 Minuten auf den Kopf stellen.
Wenn Du alles richtig gemacht hast, zieht sich nach dem Abkühlen der Deckel ein und bekommt eine leichte Delle. Dann hält sich der Röster kühl und dunkel gelagert, mindestens ein halbes Jahr. Falls nicht, is' a wurscht. Mit Hollerröster kann man noch viele andere Sachen machen. Schichtjoghurt zum Beispiel oder Palatschinken.
Schau Dir diese Farbe an...
Für die Topfennockerl...
Ich habe Jahre gebraucht, um ordentliche Topfennockerl zustande zu bringen und letztendlich hat mich nur mein Dampfgarer gerettet. Blöd, dass in des Fräuleins kleiner Küche lediglich ein Mikrowellenherd und eine altmodische Kochplatte stehen. Weil ich aber schlecht zugeben kann, dass ich ohne Dampfgarer eigentlich gar nicht kochen kann, muss ein anständiges Rezept für Topfennockerl her... wie so oft aus dem Kochbuch meiner Oma. Sie hat es mir vor einiger Zeit 'vererbt', weil ihre Augen schon so schlecht sind und sie eh nix mehr lesen kann. Das Fräulein kann auch nix lesen, aber nicht wegen der Augen, sondern wegen der Schrift. Altdeutsch! Das Rezept ist auf Anhieb gelungen und lautet ungefähr wie folgt...
- 250 g Topfen (nicht zu nass) - österreichischer Topfen (Quark)ist relativ trocken; falls das bei Dir nicht der Fall ist, musst Du ihn in einem Sieb abtropfen lassen, am besten über Nacht.
- 2 Eier (Größe M!!!)
- 80 g Butter
- 3 leicht angetrocknete Semmeln vom Vortag
- 1 gehäufter EL Grieß (am besten Hartweizengrieß, weil den brauchst Du auch zum Wuzeln)
- 1/4 TL Salz
- noch extra Weizengrieß zum Wuzeln
Schreib Dir hinter die Ohren oder ins Merkheft...
Die EU-Norm gibt vor... Eier der Größe S haben unter 53 Gramm. Große Eier haben über 63 Gramm und Eier der Größe M haben zwischen 53 und 63 Gramm. Auch wenn es jetzt pingelig klingt, aber das ist bei Teigrezepten sehr wichtig! Ein Ei der Größe X oder XL ist nämlich nach dieser Norm um mindestens 20 und bis zu 50 Prozent schwerer, wie ein Ei der Größe M. Rechne nach! Und es macht einen Riesenunterschied, ob Du in einem Teig um die Hälfte mehr feuchte Bestandteile hast oder nicht. Je nachdem welche Eier Du also verwendest, ist bei obigem Rezept von gatschweich bis steinhart alles drin. Achte daher auf die richtige Größe der Eier!
(diesen Eintrag findest Du jetzt im Merkheft unter E... wie Eier)
Für die Nussbrösel...
- 80 g Butter
- Semmelbrösel nach Bedarf - rechne mit ungefähr 100-120g
- 2 EL Zucker oder nach Geschmack auch mehr
- 100g geröstete und geriebene Haselnüsse
- 1/2 TL Zimt
Topfenteig zubereiten...
1 Die Semmeln musst Du mit einem Messer dünn entrinden und in kleine Würfel schneiden.
2 Lass dann die Butter in einer Pfanne sanft schmelzen, aber nicht bräunen.
3 Gib den Topfen, die Eier, Grieß und Salz in eine Rührschüssel. Etwas mehr wie die Hälfte der geschmolzenen Butter kommt dann noch zum Topfen dazu. Mit dem Mixer oder einem Schneebesen cremig rühren.
4 Die Semmelwürfel in der restlichen Butter hell (!) rösten und zur Topfenmasse geben. Mit einem Gummihund unterheben. Frag die Oma, was das ist.
5 Die Masse lässt Du ungefähr eine halbe Stunde durchziehen. Das ist wichtig! Sie wird Dir am Anfang sehr weich vorkommen, aber nach einer halben Stunde ist sie fest genug. In der Zwischenzeit kannst Du Dich um die Brösel kümmern.
Nussbrösel rösten...
1 Lass die Butter für die Brösel in einer Pfanne bei mittlerer Hitze schmelzen.
2 Streu dann die Brösel ein, aber nicht alle auf einmal. Es gehören soviel Brösel hinein, dass keine Klumpen mehr vorhanden sind, aber die Brösel sich mit der Butter angesaugt haben.
3 Anschließend gib die geriebenen Haselnüsse dazu und lass alles bei mittlerer Hitze mit viel Liebe und Aufmerksamkeit bräunen. Nicht aus den Augen lassen und häufig umrühren, denn so schnell kannst Du gar nicht schauen, wie die anbrennen. Die Brösel müssen aber gut geröstet werden, sonst schmecken Sie fad, wie altes geriebenes Brot halt.
4 Zum Schluss gibst Du noch den Zucker und den Zimt dazu. Dann stellst Du die Pfanne zur Seiten und widmest Dich wieder den Nockerl. Rühre aber trotzdem noch ab und zu um, denn die Brösel bräunen durch die Resthitze in der Pfanne weiter.
Nockerl stechen...
1 Bestreue zuerst ein Holzbrett dünn mit (Hart)weizengrieß.
2 Dann prüfe, ob Dein Teig die richtige Konsistenz hat. Er sollte sich gut formen lassen, aber noch ein bisserl pickig sein, also nicht zu fest. Ist der Teig zu weich, gibst Du einfach noch mehr Grieß dazu. Ebenso, wenn Du aus der Masse doch Knödel formen möchtest. Das geht nämlich auch, Du brauchst aber einen etwas festeren Teig.
3 Zum Formen der Nockerl brauchst Du zwei Esslöffel, einen in der linken Hand und einen in der rechten. Gib ein Hauferl Teig auf den einen Löffel und schabe ihn dann von hinten mit dem zweiten Löffel (mit leichtem Druck von oben) aus dem ersten Löffel heraus. Jetzt hast Du das Nockerl in der anderen Hand. Wiederhole das, einmal links, einmal rechts, solange bis die Form schön ist. Ein klassisches Nockerl hat drei Seiten und ist spitz an den Enden, wie ein Buckelwal.
4 Lass das Nockerl vom Löffel auf das Brett gleiten und wuzel es vorsichtig im Grieß.
Den so vorbereiteten Teig kannst Du im Kühlschrank mindestens einen Tag aufbewahren. Schadet gar nix. Auch die Brösel halten sich in einer Dose gut. Ist also keine blöde Idee für ein Dessert, wenn die Freundinnen bei Dir einfallen wollen.
Nockerl kochen...
1 Einen möglichst weiten Topf mit ausreichend Wasser zum Kochen bringen. Die Nockerl müssen nebeneinander Platz haben, nicht übereinander! Bedenke, dass sie beim Kochen noch aufgehen. Also lieber zwei Durchgänge machen, als zuviele auf einmal in den Topf geben. Einen Teelöffel Salz einstreuen und die Nockerl vorsichtig einlegen, aber erst wenn das Wasser richtig kocht. Reduziere dann die Hitze leicht, sodass die Nockerl schwach wallend (!!!) ungefähr 10 Minuten kochen. Kocht das Wasser zu stark, lösen sich die Nockerl auf, kocht es zu wenig, werden sie gatschig.
2 Sind die Nockerl fertig, hebe sie vorsichtig mit einem Siebschöpfer aus dem Wasser. Du musst sie gut abtropfen lassen. Eventuell auch auf Küchenpapier.
Dann kannst Du die Nockerl noch heiß in den Nussbröseln wuzeln und mit Staubzucker bestreuen. Serviere sie mit dem Hollerröster, aber wenn Dir der zuviel Hacken ist, geht auch Kompott, Apfelmus, oder Erdbeersauce...
Dann kannst Du die Nockerl noch heiß in den Nussbröseln wuzeln und mit Staubzucker bestreuen. Serviere sie mit dem Hollerröster, aber wenn Dir der zuviel Hacken ist, geht auch Kompott, Apfelmus, oder Erdbeersauce...
Und jetzt sag Tschüss zu Dosenravioli!
Lieben Gruß aus Wien von Frau Ziii und dem Fräulein,