Karotten-Ingwer-Suppe mit Orangen und wie ich jetzt von dieser, auf die fortschreitende Globalisierung der Welt komm'...

Ich will Sie ja nicht nerven, Verzeihung, aber es gibt schon wieder Suppe. Die Frau Ziii laboriert noch immer an einer Verkühlung herum, die nicht heftig genug ist, sodass sie sich ins Bett legt, aber doch so gemein, dass alles andere auch keinen Spaß macht. Gemüsesuppen sind da eine gute Sache.

Während kräftige Fleischsuppen eher zur aufbauenden, wärmenden Winternahrung zählen, sind cremige Gemüsesuppen leichte Kost. Suppe ist also nicht gleich Suppe. Stundenlang geköchelte Fleischsuppen dienen dazu, den Körper mit Energie zu versorgen, ihn zu wärmen und zu kräftigen und für die kalte Jahreszeit aufzubauen. Das wussten unsere Uromas bereits und die Traditionelle Chinesische Medizin überhaupt schon seit 3000 Jahren. Cremige Gemüsesuppen hingegen sind leicht, sie sind bekömmlich und sie belasten den Organismus nicht. Wollen Sie etwas loswerden, wie zum Beispiel eine Grippe oder auch ein paar überflüssige Kilos, sollten Gemüsesuppen ihr Mittel der ersten Wahl sein. Womit wir aber auch gleich beim zweiten Anliegen der Frau Ziii wären. Denn, abgesehen davon, dass Kranksein außer fad, nur fad ist, ist mehr nicht immer besser. So habe ich doch tatsächlich das ehrgeizige Bedürfnis ein bisserl weniger zu werden. Die österliche Fastenzeit, scheint mir dafür eine passende Gelegenheit zu sein. Diese beginnt ja bekanntlicher Weise am Aschermittwoch, der heuer auf den 13. Februar fällt, und endet in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag, der heuer der 31. März ist. 40 Tage der Enthaltsamkeit sollten dazwischen liegen, aber als Kontrollfreak habe ich natürlich nachgezählt und... Aha! Erwischt!... es sind 46 Tage. Wie kommt's? Lesen Sie dort nach. Die Sonntage werden nämlich nicht mitgezählt.
Das österliche Fasten entspricht auch in gewisser Weise dem natürlichen Rhythmus der Jahreszeiten. Ein Bezug, der uns in der Ernährung, dank globalisierter Landwirtschaft, leider ein bisserl abhanden gekommen ist. Die Regale der Supermärkte sorgen das ganze Jahr über für volles Programm. Ursprünglich saisonale Obst-und Gemüsesorten wie Erdbeeren und Spargel sind von Jänner bis Dezember verfügbar. Ist es bei uns im Winter für Heidelbeeren zu kalt, holen wir sie einfach aus Chile und die Himbeeren wachsen in Argentinien besonders gut um diese Jahreszeit, hab ich gehört. Tomaten, Melanzzani und Gurken im Winter, eigentlich hochsommerliche Gemüsesorten, kein Problem. Die Supermarktriesen machen es möglich. Stünde ich vor den vollen Regalen ohne zu wissen, welchen Tag oder welches Monat wir hätten... wäre ich also einfach so hingebeamt... dann könnte ich aufgrund des Angebotes nicht sagen, ob es draußen gerade schneit oder die Sonne den Asphalt aufbrennt.
Nicht, dass ich in diesen Dingen ein echter Fundamentalist wäre, nein, auch ich bin ein Kind dieser Gesellschaft. Aber ich kann Ihnen gar nicht sagen, welch unsägliche Langeweile mich befällt, wenn ich vor den Obst- und Gemüseregalen der Supermärkte stehe. Die gebotene Vielfalt ödet mich derart an, weil sie mir stets das Gleiche bietet und statt inspirierender Abwechslung, nur erbärmliche Eintönigkeit schafft. Wer weiß das Licht schon zu schätzen, wenn er die Dunkelheit nicht kennt und wer würde die Menschlichkeit achten, wenn ihm die Grausamkeit nie begegnet wäre? Wie kann ich also die Fülle des Sommers ehren, wenn mir die Kargheit des Winters fremd ist? Doch, so horch, die Stimmen werden lauter. Zögerlich erkennen wir die Tristesse unseres vermeintlichen Luxus, weil uns, schlicht und einfach, die Entbehrung fehlt. In präsupermärktischen Zeiten waren die späten Winterwochen und das zeitige Frühjahr vom Mangel geprägt. Das Schwein war geschlachtet, die Vorräte in den Kellern neigten sich dem Ende zu, die Karotten wurden schrumpelig und die Kartoffeln begannen auszutreiben. Der Höhepunkt der Enthaltsamkeit endete in der Fastenzeit, ob mit oder ohne kirchlichem Segen. Schätzen wir uns glücklich, dass das heute nicht mehr so ist. Ich will die Zeiten nicht herauf beschwören, aber ein bisserl mehr Demut dürfte uns nicht schaden, zumal ich davon überzeugt bin, dass der Mensch doch untrennbar mit der Natur verbunden ist, wenn er auch beharrlich versucht sich darüber hinwegzusetzen.

Das christliche Fasten beinhaltet in erster Linie den Verzicht von Fleisch und Alkohol, etwas strenger auch von Milchprodukten und Eiern. Das wäre dann fast schon vegan. Ich halte es lieber mit dem Grundsatz: Iss morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettler. Suppen sind ein probates Mittel, um das abendliche Fasten zu erleichtern, etwas zeitgemäßer auch mit Dinner Cancelling umschrieben. Außerdem kann in Suppen sinnvoll verwendet werden, was um diese Jahreszeit in Kellern und Kühlschränken vor sich hin schrumpelt, zum Beispiel Karotten.

So weit, so gut, aber warum Ingwer? Die Wurzel ist in den Tropen beheimatet und Orangen wachsen in unseren Gärten auch nicht? Doch die Globalisierung eröffnet uns eine Vielfalt an Nahrungsmitteln, die unseren Speiseplan erweitern, zum Beispiel Gewürze. Auch frische Produkte wie exotisches Obst oder Gemüse, welche in unseren Breitengraden erst gar nicht gedeihen, sollten doch in Maßen unsere Ernährung bereichern dürfen. Meine ökologischen Prinzipien sind dahingehend sicher ein bisserl... na ja... sagen wir elastisch. Ich möchte mich dem Luxus unserer Zeit nicht ganz verschließen. Das gebe ich ehrlich zu. Aber mein Wohlwollen endet dort, wo die angebotene Fülle, die Leere nicht mehr zu beseitigen vermag und Wohlstand zur Dekadenz verkommt, wo Vielfalt zur Eintönigkeit erstarrt und Überdruss die Dynamik des Lebens stört.
Eine Überbrückung der heimischen Vegetationspause durch Nahrungsmittel von weit her, ist für mich in Maßen verträglich, wenn sie dort gerade Saison haben. Ebenso eine heimische Saisonverlängerung durch Importe aus Nachbarländern, sofern... und jetzt erhebe ich meinen Zeigefinger... sofern wir dabei nicht aus den Augen verlieren, dass das, was wir brauchen, auch grundsätzlich dort gedeiht, wo wir leben und alles, was darüber hinaus geht, als Überfluss unserer Zeit im positiven Sinne zu bezeichnen ist. Und wer kann schon den Überfluss schätzen, wenn er den Mangel nicht kennt? Begehen wir also zum Winterausklang die Fastenzeit, mit ein bisserl weniger, statt mehr. Kochen wir eine Karottensuppe aus verschrumpeltem Lagergemüse, würzen wir diese mit einer kleinen Portion Luxus und ergänzen wir sie mit ein wenig Wohlstand. Das Bäuchlein bleibt warm und die Farben froh.

  • 300 g Karotten
  • 150 g Gelbe Rüben
  • 200 ml Kokosmilch - eine kleine Dose
  • 400 ml Gemüsebrühe oder auch Hühnerbrühe
  • 1 Msp gemahlene Kurkuma
  • 1/2 TL gutes Currypulver - zum Beispiel von Sonnentor
  • mit dem Sparschäler fein abgezogene Orangenschale von einer halben, unbehandelten Orange
  • 4 Scheiben frischer Ingwer
  • 100 ml frisch gepresster Orangensaft
  • 1 daumendickes Stück frischer Ingwer zum Reiben
  • Salz

zur Verfeinerung eignen sich, wie bei anderen Cremesuppen auch:
  • sehr fein geschnittene Scheiben von altem Brot, kurz getoastet
  • ein hochwertiges, natives Öl wie Sesamöl oder Nussöl
  • Chilliöl für ein bisserl mehr Schärfe
  • einen Schuss Obers

Gemüse schälen und in grobe Stücke schneiden. Gemeinsam mit den anderen Zutaten, bis auf den frischen Ingwer zum Reiben in einen Topf geben und einmal kurz aufkochen lassen. Den Deckel aufsetzen und bei kleiner Hitze ungefähr 25 Minuten sanft köcheln lassen. Anschließend mit einem Pürierstab oder in einem Blender cremig aufschlagen. Ist die Suppe zu dick, können Sie diese jetzt noch mit etwas Suppe oder Wasser verdünnen und eventuell nachsalzen. Den restlichen Ingwer schälen, fein reiben und zur Suppe geben. Kurz durchmixen und kosten. Ist die Suppe noch unausgewogen, eventuell mit etwas Süße oder Säure nachhelfen.

In unserem Suppinger geht die Zubereitung noch einfacher: Alles rein, Deckel drauf, Programm 1 auswählen und warten bis die Suppe fertig ist. Danach noch kurz den Ingwer durch die Deckelöffnung reiben, einmal kurz den Pulseschalter betätigen und sich freuen, dass alles so easy war.




Für alle, die im Süden von Wien beheimatet sind, möchte ich auf eine neue Einkaufsmöglichkeit hinweisen, wo das Sortiment in etwa dem entspricht, was ich mir vorstelle. Im neuen Supermarkt 'Plan Bio' finden Sie ein gutes, saisonales Angebot an Obst und Gemüse. Und ich hoffe sehr, dass viele Leute dort hinkommen werden, damit das Angebot qualitativ und quantitativ aufrecht erhalten werden kann.


The Recipe in English


This recipe is one of my 'Soupflowers' I made for Springlane. It is a series of four. The other ones you can find here (Spinach Pea Soup with Poached Egg), here (Beet Root Soup with Jerusalem Artichokes) and here (Black Salsify Parsnip Soup with Beluga Lentils).


Carrot and Ginger Soup with Orange
  • 300 g carrots
  • 150 g yellow carrots
  • 200 ml coconut milk - a small tin
  • 400 ml vegetable broth or chicken broth
  • 1 pinch ground turmeric
  • 1/2 teaspoon good curry powder
  • orange rind of half an untreated orange, finely peeled with a vegetable peeler
  • 4 slices of fresh ginger
  • 100 ml freshly squeezed orange juice
  • 1 thumb-thick piece of fresh ginger to grate
  • Salt

for refinement:
  • finely cut slices of stale bread, toasted briefly
  • a high-quality, natural oil such as sesame oil or walnut oil
  • Chili oil 
  • a dash of cream

Peel the carrots and cut them into chunks. Put the vegetables together with the other ingredients into a soup pot, except the fresh ginger to grate. Bring to a boil and simmer gently with the lid on for about 25 minutes, until the carrots are soft and tender. Then puree the soup with a hand blender until smooth. If it gets too thick, you can add some more broth or water. Peel the remaining ginger, grate finely and add it to the soup. Mix again. If the soup is still unbalanced pour some sugar or vinegar.

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10 comments:

  1. trotz kränkeln bringt Frau Ziii die leidige Thematik ziemlich auf den Punkt und es wäre schön, wenn ein par Grossverteiler dies lesen und (oh Schreck lass nach) vielleicht sogar etwas an ihrem unsäglichen Verhalten ändern würden. Und das hiesse ja eigentlich, mit dem Trend gehen (Lokales und Saisonales anbieten und dabei die Umwelt schonen).
    Danke Frau Ziii und gute Besserung.
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

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  2. Trefflich beschrieben, wobei wir das Rad der Zeit eben nicht zurück drehen können (und das ist auch ganz gut so, mit Schaudern erinnere ich mich an Dinge wie Hexenverbrennung, Pest und Frauen ohne Rechte...). Ein jeder hat die Freiheit zu entscheiden (ich mag auch keine spanischen Tomaten im Februar), wobei Nahrungsmittel nur ein Teil der Umweltschonung ausmachen...viele essen brav winterliches Wurzelgemüse und steigen dann für die 5 km zum Supermarkt ins Auto...uswusw. Verzeihen Sie meine Ausschweifung :-) + baldige Genesung!

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  3. Jaaa genau so eine Suppe hatte ich heute mittag,anstelle der Kokosmilch habe ich ein Cremefine genommen(na ein bisserl Werbung darf schon sein)ist eh ein österr.Produkt,und so gut!Das Supperl war so gut!
    Wunderschöne Bilder und eine super Geschichte,danke!
    Ma bitte kannst du nicht diese unnötige Sicherheitsabfrage weg geben,die nervt!Dickes Danke dafür!

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  4. Ich unterschreibe, Frau Ziii, meine Rede, durch und durch - deshalb ist mein Blog ein einziges Plädoyer für die (vorwiegend heimische) Saisonküche.
    Dir wünsche ich gute Besserung, hier liegt auch der halbe Hühnerstall darnieder. Wärst Du näher, würde ich Dir auch ein bisschen Krankenkost vorbei bringen...

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  5. Gute Besserung Frau Ziii, aber mit solchen Suppen hab ich keine Sorge. Wunderschöne gelb-orange Kreation.

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  6. liebe frau Ziii, ich bin eine geborene Suppinger - schmäh ohne!

    sieht super gut aus und die worte gefallen mir, weniger ist mehr.
    wir halten´s ähnlich.
    alles liebe aus der kalten stmk.

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  7. Frau Ziii was ist passiert mit dir?

    Ich lese gerne dein Blog, schon lange. Gute Rezepte, nette Geschichten, schöne Fotos. Dann war da dieser AMA-Award. Ich hab auch für dich gestimmt, du hast verdient gewonnen!

    ... aber jetzt machst du Werbung für Küchengeräte?

    Ich find das irgendwie komisch ... so gekauft ... hm?

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  8. Sonja, inwiefern ist es komisch als Foodbloggerin Werbung für Küchengeräte zu machen? Offen, deutlich als solche gekennzeichnet und unabhängig von meinem Blog?

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  9. Ich weiß auch nicht genau wie ich das erklären soll. Ich hab auf den Suppinger-Link geklickt und war auf einmal auf der Springlaneseite, wo mir dein Gesicht entgegen lacht und dieser klassische Werbesprüche "Gesund kochen, ganz ohne Aufwand!" auftaucht. *brr*

    Da hab ich mir nur gedacht, wieso macht sie das? Frau Ziii kocht ihre Suppe ernsthaft in so einem Ding? Das hätt ich mir nicht gedacht.

    Für mich hat das einfach nicht ins Frau Ziii Bild gepasst.

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  10. Ich fürchte, da ist ein bisserl ein falsches Bild von der Frau Ziii entstanden, denn ich mache das tatsächlich in diesem Ding. Und das tue ich nicht etwa deswegen, weil ich nicht kochen kann. Warum, das habe ich im Blog auf meiner Expertenseite bei Springlane auch sehr ausführlich beschrieben. http://www.springlane.de/index.php?cl=vip_blog&vip=e4229c4c6dadfca5db63addd5fd70860&be=0
    Wir lieben dieses Ding. Nicht zuletzt deswegen, weil sogar das Fräulein sich völlig selbständig damit Suppe kocht. Und im Büro hat es sich auch bestens bewährt. Das ist eine Frage des Nutzens, den es für jemanden hat. Und für mich ist der Nutzen groß, weil mir das Gerät qualitativ hochwertiges Essen bietet, auch wenn ich eigentlich keine Zeit (oder Möglichkeit) zum Kochen habe. Ich betrachte es als Mittel zum Zweck in meinem täglichen Kampf gegen die Wurstsemmel. Aber ich wünsche mir natürlich, dass meine Tätigkeit für Springlane nicht missverstanden wird. Links zu Firmen oder Produkten, die mir gefallen, gibt es auf meinem Blog immer wieder. Das gehört zu meinen Blogger To-Do's. Ich habe mich noch für keinen einzigen bezahlen lassen und Angebote gab es viele. Eventuelle (bezahlte) Kooperationen mit Firmen und Sponsorings sollten auf einem Blog immer als solche klar und deutlich erkennbar sein. So wie eben meine Arbeit für Springlane.

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