Coq au vin ohne wääh oder das Huhn vom anderen Stern
Meine Bemühungen, Herrn Ziii am Wochenende zur Gartenarbeit zu überreden, entwickeln sich regelmäßig zum Rohrkrepierer. Griechische Gelassenheit übermannt ihn samstags und auch sonntäglich. Munter wird er meist dann, wenn Frau Ziii das Essen anschleppt, und das hängt sich heute die dreißig Stufen in den Garten rauf, ordentlich an.
Grund für das Mühsal ist Herrn Ziiis Weihnachtsgeschenk vom letzten Jahr (ja, ich hab ein bisserl spät bestellt - ok). Aus schwerem Gusseisen gefertigt und mit einer langen, traditionsreichen Geschichte kam er dieser Tage den weiten Weg aus den USA daher - der Dutch Oven von Lodge. Unentbehrlicher Begleiter der amerikanischen Siedler auf ihrem Weg nach Westen, kehrt er wieder zurück nach Europa, wo er auch seinen Ursprung hat. Der Topf ist für den Einsatz am offenen Feuer gedacht, steht auf drei Beinen und hat einen schweren Deckel mit hochgezogenem Rand, damit auch oben am Topf glühende Kohlen aufgelegt werden könne. Dadurch entsteht sowohl Ober- als auch Unterhitze, ähnlich wie in einem Backofen. Genialer Weise lassen sich auch mehrere Töpfe übereinander stapeln. Der Meinung, dass auch in meinem Mann ein kleiner Cowboy steckt, der am Lagerfeuer seinen Braten schmurgeln will , hielt ich das Teil für ein geeignetes Geschenk.
Ich schlepp mich also zum Affen - den Dutch Oven den Berg rauf - während der Cowboy weiter an seinem Grashalm kaut. Erst nachdem alles oben ist, kommt er daher und will das Feuer machen. Ich lass ihn, weil ich krieg eh keine Luft mehr. Der Dutch Oven kommt ins Feuer zum Aufwärmen.
Die Katzen sind auch schon da - scheren sich zwar wenig ums Feuer, haben aber dafür ein Auge auf das Henderl geworfen. Darum darf der kleine rote Kater die Schüssel bewachen, denn er meint, wenn er schon nix hat davon, sollen die andernen auch nix kriegen.
- 8 Stück Hühneroberkeulen, die sind besonders saftig
- einige Zweige frischer Thymian
- Olivenöl
- grob gemahlener Pfeffer
Ursprünglich hatte ich Sorge, dass die Hitze beim Kochen am Lagerfeuer schwer zu dosieren ist und alles anpickt und anbrennt. Der Topf entwickelt jedoch eine erstaunlich gleichmäßige Hitze. Außerdem ist er werkseits bereits gut eingebrannt und es legt sich wirklich gar nix an. Es fängt an richtig Spaß zu machen.
- 20 dag Speck, etwas dicker und in breite Streifen geschnitten
- 1 große Zwiebel, in Achtel geschnitten
- 2 getrocknete Lorbeerblätter - wenn Sie frische bekommen können, immer her damit
- noch mehr Zweige frischer Thymian
- 8 Wacholderbeeren
- 1 kleines Stück Cassiazimtrinde, den Sie im Asiasupermarkt bekommen - nicht den üblichen Ceylonzimt - mit dem können Sie Kuchen backen
- 8 Pfefferkörner
- mit dem Messer zerquetschter Knoblauch, ca. 5 Zehen
- 1 Tomate, kleingeschnippelt oder 1 TL Tomatenmark
- 3 Pastinaken
- 500 g Champignons, Cremechampignons wären fein, je kleiner umso lieber - kleine Exemplare ganz lassen, größere halbieren, aber bitte nicht kleinfitzeln
- 1 Handvoll getrocknete Steinpilze, ein Mitbringsel vom Sommerurlaub in Südtirol
- 100 ml Sherry medium dry
- 2 EL Ahornsirup
- 1 l Gemüse- oder Hühnerfond, zur Not geht auch Wasser, aber bloß keine fertige Suppenwürze
Die Tomate kurz mitrösten. Das ist wichtig, damit Sie ihre Süße entfalten kann. Dann die Pastinaken und die Champignons in mehreren Durchläufen dazugeben. Nicht alles auf einmal, da der Garprozess sonst jäh unterbrochen wird und vor allem die Pilze zu stark Wasser lassen. Wenn alles schön gebräunt ist, noch die getrockneten Steinpilze reinwerfen und das Huhn zurück in den Topf geben, mitsamt dem ausgetretenen Saft, und alles mit Sherry ablöschen. Warten bis der Alkohol verdampft ist, dann den Ahornsirup reinschütten und mit Suppe oder Wasser aufgießen. Das Huhn sollte nicht ganz bedeckt sein. Jetzt dürfen Sie salzen, bedenken Sie aber, dass der Speck und die Suppe bereits Salz enthalten.
(Nachtrag: Das Huhn kann natürlich auch im Backofen zubereitet werden, bei ungefähr 200 Grad. Dann sollten Sie allerdings nur mit ein Drittel Suppe oder Wasse aufgießen und keinen Deckel aufsetzen)
Ursprünglich wollten wir ja Coq au vin kochen, aber das Fräulein Ziii hat aufs heftigste protestiert, weil sie ja den Film mit Emma und Til Schweiger im Kino gesehen hat und daher ganz sicher ist, dass der Gockel mit Vin so richtig wääh ist. Also lassen wir den Vin im Keller und schütten Sherry dazu :)) Kokowääh gibts also nur hier, aber nicht bei uns.
Nun wird der Deckel aufgesetzt und Holzkohle drübergeschaufelt. Außerdem werfen wir noch ein paar Kartoffeln in die Glut. Mittlerweile freuen wir uns wie die kleinen Kinder auf das Essen.
Nach ungefähr einer halben Stunde ist die Sonne hinterm Berg verschwunden und das Essen fertig. Ein Großteil der Flüssigkeit ist verdampft und zurück bleibt Huhn mit Gemüse der unbeschreiblichen Art. Es schmeckt ganz so, als wäre es von einem anderen Stern zu uns gekommen.
Wir hocken uns mit dem kleinen Wunder in den Händen neben die Glut, der Cowboy und ich, schauen in die Sterne und freuen uns, dass wir da sind.
Diesen Link für genauere Informationen zum Dutch Oven und seiner Geschichte kann ich auch noch empfehlen: http://www.grillsportverein.de/dutch-oven-faq/
habt,s noch was übrig? oder gibt,s des öfter bei euch?
AntwortenLöschenkann ich dann mal kommen?
da läuft einem ja das wasser im mund zusammen!
In Zukunft wird´s das sicher öfter geben, oder zumindest etwas Ähnliches. Brauchst nur sagen, wann Du kommst ;-)
AntwortenLöschenHallo! Wo haben Sie Ihren Dutch Oven gekauft?
AntwortenLöschenLG Gerhard