Eine Minestrone mit dem letzten Rest vom Bärlauchpesto


Please, scroll down for the recipe in English

Ich könnte Gemüsesuppe sagen, zur Minestrone. Das würde meine Oma auch verstehen. Mir ist aber Minestrone lieber. Vor allem, weil ich damit immer eine ganz bestimmte Form von Gemüesuppe meine, nämlich eine mit Nudeln drin. Keine Suppennudeln natürlich, denn dann wäre es ja eine Gemüseuppe mit Nudeln. Auch nicht mit Backerbsen, denn dann wäre es eine Gemüsesuppe mit Backerbsen. Nein, in einer Minestrone schwimmen ganz normale Nudeln. Möglichst kleine zwar, aber eben Nudeln, mit denen auch typische italienische Pastagerichte zubereitet werden.

Die Verwendung des Wortes Minestrone dient für mich in erster Linie zur Differenzierung. Fragt mich das Fräulein, was es zu essen gibt und sage ich drauf "Gemüsesuppe!", meine ich etwas ganz anderes, als würde ich "Minestrone!" antworten. Das weiß das Fräulein auch und darum hakt sie bei Gemüsesuppe immer nach. Ungefähr so: "Uäh... Nudeln, Backerbsen oder Fritatten?", während sie bei Minestrone wissend schweigt und sich auf Parmesan und Pesto freut, was ja in einer hundsordinären Gemüsesuppe nun wirklich nichts verloren hat.

Damit hätte ich im wesentlichen auch schon herausgearbeitet, was für mich eine typische Minestrone ausmacht: Pasta, Parmesan und Pesto! Gemüsesuppe mit drei mal P also. Nicht notwendiger Weise gehören für mich Tomaten hinein und überhaupt nie gehören für mich Dosentomaten oder Tomatenmark in eine Minestrone. Dann wäre es nämlich eine Tomatensuppe mit was drin. Leider ist das eine weit verbreitete Unart, vor allem im deutschsprachigen Raum, genauso wie getrockneter Oregano. Der macht die Suppe leider auch nicht italienischer. Darum esse ich Minestrone nur zu Hause oder bei einem wirklich guten Italiener.

Mir ist durchaus bewusst, dass der Begriff Minestrone in Italien weitaus facettenreicher ist. Dennoch hat das Wort, als Bezeichnung für eine bestimmte Art von Gemüseeintopf, Eingang in unsere Sprache gefunden. 'Lehnwort' nennt sich das, so weit ich mich entsinnen kann. Sie brauchen also gar nicht erst anfangen mit mir darüber zu diskutieren, was ein echter Italiener unter einer Minestrone versteht, wo die Minestra aufhört und die Minestrone anfängt und warum dieselbige keine Zuppa ist... denn dann werde ich Ihnen patzig antworten: "Das Wort Minestrone ist nur geborgt. Ich beschränke mich auf den üblichen Gebrauch in der deutschen Sprache, auch wenn das Gericht aus Italien kommt." Schreibe ich hier also über Minestrone, denken Sie bitte an einen schlichten Gemüseeintopf mit Pasta, Pesto und Parmesan, für mich bitte ohne Dosentomaten, wenn's recht ist, womit wir das Thema in aller Kürze besprochen hätten und zum eigentlichen Teil des Beitrags, nämlich zum Rezept, übergehen können.

Dieses teile ich in zwei Kapitel:

Kapitel 1... Die Herstellung der Brühe

Der Teil ist schnell geschrieben. Lesen Sie einfach in diesem Post nach. Dort habe ich es schon einmal beschrieben. Entscheiden Sie sich dabei für Variante 1, die klare Brühe. Den Ingwer sollten Sie vielleicht weg lassen, aber wie Sie sehen, verwende ich für die Brühe sogar eine Tomate. In Italien wird auch gerne ein Stück Schinkenknochen mitgekocht. Davon haben die Italiener ja eine ganze Menge, soviel Prosciutto, wie die essen. Bei uns ist ein Schinkenknochen jedoch eine Rarität und schwer zu bekommen. Aber vielleicht haben Sie ja Glück... dann immer rein damit.

Haben Sie weder Zeit noch Muse, die Brühe selbst zu kochen, was ich allerdings sehr schade fände, können Sie auch auf gute Gemüsebrühe im Glas zurückgreifen. Nur von der Verwendung von Suppenwürfeln oder anderen Instantgemüsebrühen rate ich Ihnen ab. Dann kochen Sie die Minestrone lieber mit Wasser und salzen ein bisserl mehr. Das geht zur Not auch.


Kapitel 2... Das Kochen der Minestrone

Die Gemüsesorten sind natürlich variabel. Sie brauchen sich also nicht akribisch genau an das Rezept halten. Minestrone kann das ganze Jahr über gekocht werden und je nach Saison wechseln die Zutaten. Nur die Wurzelgemüse wie Karotten, Petersilie und Sellerie sollten immer dabei sein. Im Frühling  dann noch zusätzlich Erbsen, Spinat oder gar grüner Spargel. Im Sommer dürfen es auch mal frische Tomaten, Zucchini, Fisolen oder Fenchel sein und im Winter bieten sich Bohnen an. Entscheiden Sie, je nach dem, was der Gemüsekorb hergibt. Nur auf Kohlsorten würde ich verzichten. Diese sind geschmacklich zu dominant. Das Ergebnis mag vielleicht gut sein und im Winter auch schön deftig und herzerwärmend, aber eine Minestrone ist es dann halt nicht mehr.


Ich habe mich für folgende Auswahl entschieden...

  • 1 kleines Stück Lauch
  • 4 Karotten
  • 2 gelbe Rüben
  • 1 Petersilwurzel
  • 1 Scheibe Sellerie
  • 1 Kartoffel
  • 1 kleine Zucchini
  • frischer  Blattspinat
  • 1 Handvoll Erbsen

  • ungefähr 2 Liter Gemüsebrühe
  • 1 Bund Petersilie
  • 1 große Handvoll Pasta - möglichst kleine Nudeln oder auch gebrochene Spaghetti
  • 3 EL Olivenöl
  • Salz

Karotten, gelbe Rüben, Petersilwurzel, Sellerie, Kartoffel schälen und klein schnippeln, wie es Ihnen gefällt. Ebenso die Zucchini. Den Lauch in dünne Scheiben schneiden. Den Spinat waschen, verlesen und die dicken Rippen entfernen. Anschließend in grobe Streifen schneiden. Die Blätter der Petersilie abzupfen und die Stengel der Blattpetersilie wie Schnittlauch schneiden.

Olivenöl in einem ausreichend großen Topf erhitzen und den Lauch etwas anschwitzen. Dann nacheinander das Wurzelgemüse und die Kartoffel dazu geben und alles leicht anrösten, aber nicht zu stark. Dann mit der Brühe aufgießen, einmal kurz aufwallen lassen und zugedeckt ungefähr 5 Minuten vor sich hin dümpeln lassen. Dann die Zucchini dazu und die Petersilstengel und noch einmal 5 Minuten dümpeln lassen. Das Gemüse sollte danach schon weich sein, aber noch guten Biss haben. Jetzt noch den Spinat, die Erbsen und die Petersilblätter in die Suppe geben, kosten und eventuell nachsalzen. Den Topf können Sie dann eigentlich schon vom Herd nehmen, denn das Gemüse gart nach, solange die Suppe heiß ist.

Während die Minestrone gart, kochen Sie die Pasta und ich empfehle Ihnen dies in einem seperaten Topf zu tun. Das hat vor allem praktischen Nutzen. Minestrone schmeckt nämlich auch am nächsten oder übernächsten Tag gut. Es ist daher sinnvoll gleich mehr davon zu machen. Kochen Sie die Pasta direkt in der Suppe, haben Sie nach längerem Stehen keine Flüssigkeit mehr im Topf. Die Nudeln saugen sich unendlich voll und die Suppe ist für immer verloren. Die Minestrone besteht dann nur mehr aus Mehlgatsch mit ein bisserl Gemüse drin. Tun Sie sich also einen Gefallen und kochen Sie die Pasta extra.

Den ganz Schlauen unter Ihnen wird es jetzt sicher wie Schuppen von den Augen fallen, dass Minestrone auch eine wunderbare Möglichkeit ist, Nudelreste zu verwerten. Dem gibt es nix entgegenzusetzen. Ja selbst Reis statt Pasta wäre zulässig.

zum Servieren richten Sie die folgenden Zutaten her

  • gutes natives Olivenöl
  • frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
  • frisch geriebener Parmesan
  • gezupfte Petersilienblätter
  • Pesto - im Frühling zum Beispiel das Bärlauchpesto aus diesem Post

Ich stelle die heiße Suppe gerne im Topf auf den Tisch und jeder verfeinert sich seine Portion am Teller selbst, ganz so wie er es gerne mag. Wichtig ist dabei, wie so oft, ein ordentlicher Schuss Olivenöl. Eine Suppe ohne Fettaugen, ist keine richtige Suppe, finde ich, selbst wenn sie eine Gemüsesuppe ist, oder vielleicht gerade deswegen. Das Fett ist der Geschmacksträger im Essen und Gemüsesuppe würde ohne Olivenöl fad schmecken.

Weitere Rezepte mit Bärlauchpesto

Avocadobruschetta mit Bärlauchpesto
Ein aufgemascherltes Frühlingsrisotto


Recipe in English

Spring Minestrone with Wild Garlic Pesto

Minestrone sounds much more better than vegetable soup, isn't it? So, the Austrians have simply adopted the word from their Italian neighbours. When we say 'Minestrone', we usually mean clear vegetable soup with pasta in it, served with grated parmesan and pesto. But unlike in Italia, the pasta is often overcooked and sometimes it comes with canned tomatoes or even tomato paste. And, what I hate most, is, when it is cooked with dried herbs, that give a strange flavor to the soup. So I prefer to make minestrone by my own. You never know what you're gonna get, when you order it in a restaurant here.

Cooking a minestrone needs a good vegetable stock. Of course, homemade is the best, but you can also use canned vegetable broth of high quality. If none of these is available, you can even use Water, too, adding a little bit more salt. But, please, never use instant soup.

The sort of vegetables can vary, depending on the season. Only the root vegetables, you should use the whole year. They are the basis for the minestrone. In spring you can add peas, spinach or even green asparagus. In summer fresh tomatoes, green beens, fennel or zucchinis and in winter every kind of beans are a good choice. But always do it without any sort of cabbage. Soup and cabbage is nice, indeed, but it will never taste like minestrone should do.

Today I've had the following vegetables...

  • 1 small piece of leek
  • 4 carrots
  • 2 yellow carrots
  • 1 parsley root
  • 1 slice of celery
  • 1 potato
  • 1 small zucchini
  • fresh spinach
  • 1 handful of peas
  • about 2 liters vegetable stock
  • 1 bunch of parsley
  • 1 large handful of pasta - use a small pasta or broken spaghetti
  • 3 tablespoons olive oil
  • salt

Peel the carrots, parsley root, celery, potato and zucchini and cut it into cubes. Cut the leek into thin slices. Wash the spinach and remove the stems. Then cut  into large strips. Pluck off the parsley leaves and cut the stem like chives.

Heat the olive oil in a large pot and saute the leek. Add the root vegetables and the potato, one at a time, and saute. Then pour in the broth, bring to a boil and simmer gently with the lid on for about 5 minutes. Then add the zucchinis and the parsley stems and simmer again for additional 5 minutes. The vegetables should then be soft enough. Now add the spinach, peas and parsley leaves to the soup. Season with salt, if necessary. Remove the pot from the heat now, because the vegetables keep on cooking as long as the soup is hot.

Meanwhile cook the pasta and I recommend to do this in a separate pot. This is mainly for practical use. Minestrone tastes well the next day, too. So you can keep it in the fridge. If you cook the pasta directly in the soup, you have no more liquid in the pot the next day. The noodles suck all of the liquid and the minestrone is lost forever. Therefore stir in the pasta at the very last moment.


Before serving, prepare the following ingredients

  • extra virgin olive oil
  • freshly ground black pepper
  • freshly grated Parmesan cheese
  • roughly chopped parsley leaves
  • Pesto - in the spring, for example, the wild garlic pesto from this post


I usually serve the minestrone in a big pot. Everybody can finish it to his own taste with the condiments mentioned above.

Greetings from Vienna. Yours truly, Mrs Ziii


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Lieben Gruß aus Wien von Frau Ziii

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6 comments:

  1. Ist ja schon gut, ich will ja gar nicht mit Dir diskutieren ;-)
    Obwohl ich aus Sicht der Tessiner einiges dazu zu sagen hätte, möchte ich gerne ganz einfach nur JETZT einen Teller dieser köstlich aussehenden Suppe.

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  2. wenn du mal deine eigenen kochshow hast kannst du dir ja mit jamie oliver ein battle liefern ;)

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  3. BOAH! Jetzt weiss ich was für die kommende Woche auf dem Speiseplan steht.

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  4. klingt köstlich und frühlinglich, bloß ist das für mich keine minestrone, denn in minestrone gehört für mich zwingend irgendein vertreter der familie kohl (am liebsten wirsing oder schwarzkohl), sonst ist es für mich geschmacklich nämlich eine wo auch immer verortbare gemüsesuppe, aber keine minestrone ;-) beim parmesan und dem olivenöl obenauf finden wir aber eh wieder zueinander. pesto in suppen ist auch eine feine sache (aber nicht in meiner minestrone ;-)).

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  5. Heute weilt mein Mann im schönen Wien und ich stosse auf Deinen Blog und diese herrliche Rezept von einer Minestrone. Perfekt, denn wir haben morgen wieder unseren monatlichen Doppelkopfabend an dem es immer eine andere Suppe gibt. Also werde ich dein Rezept nachkochen und dann berichten wie es angekommen ist.
    Lieben Gruß
    Christine

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  6. Ti saluto Ticino... jetzt bin ich aber neugierig. Was sagen denn die Tessiner denn so dazu? Klär mich doch bitte auf. Ich bin immer offen für Neues. Weißt eh: 'Das Gute ist der Feind des Besten' ;-)

    Julia?... Die Frau Ziii und eine Kochshow. Ich lach mich tot. Steh ich vor einer Kamera, fange ich sicher zu stottern an. Aber beim Battle mit Jamie bin ich dabei.

    Jens, ich mag sie schon gerne die Minestrone... aber gleich eine Woche lang ;-))

    Katha... wie immer, hab ich's fast erwischt. Ich krieg Dich noch!b Und ich gestehe, dass sich ab und zu ein Kohlrabi in meine Minestrone verirrt. Aus Wirsing mach ich lieber Ribollita und Schwarzkohl steht leider nicht zur Diskussion. Da habe ich leider keine Quellen.

    Christine... und wie ist die Minestrone angekommen?

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