Dutch Babe mit karamellisierten Lorbeerbirnen oder You had me at Hello

Klassische österreichische Palatschinken haben einen großen Nachteil: Sie sollten schnell gegessen werden und geradewegs von der Pfanne in den Mund hüpfen. Es geht aber immer nur ein Stück in die Pfanne rein... was echt blöd ist... denn gierige Mäuler gibt es meistens mehr. Sie bilden stets einen Kreis, der sich enger und enger um die Köchin schnürt. So entstand vielleicht das, was in Übersee als Dutch Babe oder German Pancake bekannt ist. Eine klaustrophobische Köchin, die Deutsche oder Holländerin gewesen sein dürfte, dachte sich wohl einst: "Zu Hülf!", leerte den Palatschinkenteig auf einen Sitz in die Pfanne und buk ihn im Ofen auf, um der Dränglerei ein Ende zu bereiten... so oder so ähnlich könnte es sich zugetragen haben... vielleicht war es aber auch ein einfaches, von Oma überliefertes Palatschinkenrezept aus Österreich, das den Weg über den großen Teich antrat um dort aufs Gröbste missverstanden zu werden. Oder ist Dutch Baby gar die Mutter aller Palatschinken auf dieser Welt und ging alles und jedes aus ihr hervor? Es ist ungewiss!

Dutch Babe hat jedenfalls Eindruck auf mich gemacht, obwohl mit einer Palatschinke nicht viel gemein. Nie hätte ich gedacht, dass aus demselben Teig zwei so unterschiedliche Dinge entstehen können. Faszinierend, wie sich das pummelige Riesenbaby im Rohr aufpudelt, bis ihm, berührt von einem zarten Lufthauch, langsam aber sicher die Luft ausgeht. Mit Absicht, wohlgemerkt, denn zurück bleibt eine Kuschelhöhle für allerhand Glückseeligkeiten. Beeren zum Beispiel. Oder Röster. Klassisch ist auch das Beträufeln mit Butter und Zitronensaft. Ich persönlich mag karamellisierte Äpfel oder Birnen als Fülle besonders gerne...

Die Lorbeer-Birnen- Kombination habe ich mir bei Hugh Fearnley-Whittingstall gestohlen, der sein Birnenkompott mit Lorbeerblättern aromatisiert. Muss doch bei karamellisierten Birnen auch gehen, dachte ich mir... und yes... it works!
Karamellisierte Lorbeerbirnen

  • 4 aromatische Birnen (nicht zu hart)
  • 1 EL Zitronensaft
  • 2 EL Kristallzucker
  • 1 EL Butter
  • 50 ml Flüssigkeit (Birnensaft, Apfelsaft, Weißwein oder auch Wasser)
  • einige frische Lorbeerblätter, ersatzweise getrocknete (ich kaufe immer frischen Lorbeer, den ich selbst trockne; er hat ein ganz anderes Aroma wie jener in den kleinen Gewürzpackungen)

(für 4 Portionen)

1 Die Birnen schälen, halbieren und mit einem kleinen Löffel oder Kugelausstecher das Kerngehäuse enfernen. Die Stiele können Sie dran lassen, das schaut hübsch aus. Zitronensaft mit 2-3 EL Wasser vermischen, die Birnen darin wenden und abtropfen lassen.

2 Den Zucker in einer Pfanne karamellisieren (eine Anleitung dazu finden Sie hier). Sobald er eine schöne kupferbraune Färbung aufweist, die Butter dazugeben und die Birnenhälften mit der Schnittseite nach unten einlegen. Dann mit der Flüssigkeit aufgießen, den Lorbeer dazu geben und salzen. Deckel aufsetzen und einige Minuten bei mittlerer Hitze dünsten. Anschließend umdrehen und so lange weitergaren bis die Birnen weich sind. Dabei gelegentlich mit dem enstandenen Saft übergießen. Bei Bedarf noch etwas Flüssigkeit nachgießen, oder falls zuviel davon vorhanden, ein bisserl einkochen lassen. Vor dem Servieren etwas auskühlen lassen. Sie schmecken lauwarm am besten.


Dutch Babe

Der Teig ist in null komma nix gemacht. Vom Abwiegen der Zutaten bis zum Einschieben der Pfanne  in den Ofen brauchen Sie ein paar Minuten. Ich schaffe es locker in der Werbepause zwischen 'Big Bang' und 'Malcolm mittendrin' ;-)

  • 2 große Eier (L)
  • 100 g Milch (bei kleineren Eiern die Menge entsprechend anpassen, ebenso das Mehl!)
  • 80 g Mehl 
  • 1 ordentliche Prise Salz
  • 1/2 TL Vanillepaste (oder auch das ausgekratzte Mark einer halben Vanilleschote)
  • 20 g Butterschmalz (keine normale Butter, das diese nicht genug hitzeresistent ist)
  • Geschmolzene Butter zum Bepinseln
  • Staubzucker zum Bestreuen

(Die Menge reicht für 1 große Pfanne oder zwei kleinere. Das sind zwei große Portionen zum Frühstück oder vier Desserportionen)

1 Backofen auf 220 Grad O/U vorheizen.

2 Alle Zutaten in einen Standmixer oder Smoothiemaker geben (ich wiege direkt im Gefäß ab, weswegen die Milchmenge in Gramm angegeben ist). Dann 1 Minute ordentlich durchmixen.

3 Währendessen eine ofenbeständige Pfanne am Herd erhitzen (keine beschichtete). In den USA wird bevorzugt eine gusseiserne Bratpfanne verwendet, die die Hitze gut leitet. Es funktioniert aber mit einem Eierspeisreindl aus Email auch gut.

4 Das Butterschmalz dazugeben und zergehen lassen. Sowohl Pfanne als auch Schmalz sollten sehr heiß sein, sodass das Fett beim Einfüllen des Teigs ordentlich brutzelt. Wenn es so weit ist, den Teig zügig einlaufen lassen, sodass er fingerhoch steht und die Pfanne in den vorgeheizten Backofen schieben.

4a In der Zwischenzeit können Sie die karamellisierten Birnen zubereiten

5 Bei 220 Grad O/U ca 15-18 Minuten aufbacken.

6 Zum Schluss  mit etwas zerlassener Butter bestreichen und mit den Birnen füllen. Da der Teig keinen Zucker enthält sollten Sie letztendlich mit Staubzucker nicht sparen.

Kennengelernt habe ich Dutch Babe bei Uwe von High Foodality, der es Ofenpfannkuchen nennt. Er wiederum hat es aus einem Buch von Jenny, von ZuckerZimtundLiebe. Wo die es her hat, weiß ich jetzt nicht. Die Google-Bildersuche nach 'Dutch Babe' ergibt jedenfalls nur nackerte Weiber, die Suche nach Dutch Baby ist aber sehr ergiebig. Lassen Sie sich inspirieren.

20.2.2015
Nachtrag... Auf meiner Facebookseite sind eine ganze Reihe an regionalen Bezeichnungen aufgetaucht, die in Österreich oder Deutschland üblich sind, darunter Hupfauf und Schädel aus Oberösterreich, Eiernigl aus dem Burgenland, Tommerl aus der Steiermark, Pfitzauf aus Schwaben, Ofenplent aus Südtirol... mögen noch viele dazu kommen...


Lieben Gruß aus Wien,

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5 comments:

  1. Sieht das gut aus! Lorbeer zum aromatisieren ist mir sehr sympathisch, das mag ich gerne (auch in der Bechamel, zum Beispiel). Und danke für den Lacher über die Bildersuche nach "Dutch Babes" ;)
    Liebe Grüße!
    Julia

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  2. Birnen und Lorbeer... was für eine coole Kombi!

    Vielleicht könnte man auch einen Crêpes Suzettes damit probieren... da kann die Pfannkuchen auch vorbereiten und alles beim Flambieren nochmals erhitzen.

    Anyway... cooler Beitrag! Danke fürs Teilen.

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  3. Hach, dich zu lesen ist einfach zu lustig ... Bitte mehr, bitte öfter ;-)))

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  4. Ach schön, Frau Ziii,
    dass ich danke der Schmausepost wieder mal hierher gefunden habe.
    Wo ich doch auch noch so gern in Wien bin....

    Mit leckerem Gruß aus Nürnberg
    Peter

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  5. Das klingt supergut, Karamellbirnen mit Lorbeer! Das dutch babe erinnert mich an Yorkshire Pudding und dazu gibt's einen tollen link: http://www.seriouseats.com/2015/12/food-lab-yorkshire-pudding-popover-best-method-science.html
    Liebe Grüße,
    Bea

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