Sommerliches Zucchinirisotto mit Blüten und Petersilöl und ein fast spanischer Gemüsegarten

Einhundertneununddreißig Stufen bis ganz nach oben... Steinmauern, Felsen, karger Boden, Hitze und Trockenheit... an meinem Garten kommt einem so manches spanisch vor...
weil es mager und trocken ist und trotzdem die schönsten Pflanzen blühen,
weil es an manchen Tagen unten regnet und oben schneit,
weil es beschwerlich ist, zum Ende zu kommen und dennoch so erstrebenswert,
weil manches, das unmöglich schien, gelungen ist,
weil die Mühe sich lohnt,
weil auf Stein, Frucht gedeiht...

Wir haben einen Garten im Garten gebaut. Einen kleinen Garten im großen Garten, nach spanischem Vorbild und irgendwie doch ganz anders. Wer glaubt, dass in Spanien das Gemüse in natürlichem Boden wächst, der irrt. Die Pflanzen werden schon längst in Plastiksäcken groß gezogen, in steriler Gartenerde, abgeschirmt von den Launen der Natur, versorgt von der Pharmaindustrie, eingehüllt in einen Nebel an Pestiziden und künstlich bewässert mit Wasser, das eigentlich gar nicht da ist. Kilometerlang erstrecken sich die überdachten Hochleistungsplantagen der industrialisierten Landwirtschaft. Leer sind die Brunnen des Landes und unermüdlich schnaufen die Transporter quer durch den Kontinent. Gemüse für Europa! In Massen, preisgünstig, standardisiert und genormt! Sommer wie Winter! Olé!


Ausschnitte aus dem Film "We feed the world" des österreichischen Dokumentarfilmers Erwin Wagenhofer aus dem Jahre 2007
noch immer aktuell - nichts hat sich geändert

Auch mein Gemüsegarten gedeiht auf unfruchtbarem Boden, gebaut aus Brettern und alten Obstkisten, biologischer Erde aus dem Plastiksack und Pflanzen von dort. Dazu eine beachtliche Menge Unkraut, Blattläuse, Marienkäfer, Schnecken, Ameisen, Schmetterlinge und Raupen. Der Aufwand ist enorm, aber es lohnt sich. Eigenernte! Was früher beschwerlich war, ist heute Luxus in einer modernen Zeit. Und Luxus pur ist auch das Gemüse aus meinem Garten. Ganz individuell wachsen dort verhutzelte Tomaten, in allen Farben und Größen, krumme Gurken mit Stacheln, Kohlrabi mal grün, mal lila, Salate mit Löchern, holzige Radieschen, viel zu scharfer Ruccola, Paprika, Mangold, und... meine Zucchini, auf die ich mich seit ein paar Wochen wie ein Schneekönig freue. Lange, kurze, dicke, dünne, runde, spitze, gelbe, grüne... mir ist alles recht. Nur eines dürfen meine Zucchini nicht sein, nämlich groß! Der beste Zeitpunkt, um Zucchini zu ernten, ist während, oder kurz nach der Blüte. Dann schmecken sie zart und fein. Tägliche Inspektion ist notwendig, weil einmal kurz wegschauen und schon hängt ein Riesenbluza dran. Mit dem können Sie dann Hasen füttern oder Kraut kochen, aber sicher nicht dieses wunderbare sommerliche Zucchinrisotto mit Blüten.

für das Risotto
  • 1 Gemüsezwiebel
  • 3-4 EL Olivenöl
  • 2 Handvoll Risottoreis
  • 1/8 l Weißwein - meiner war ein gelber Muskateller
  • ungefähr 1,5 Liter Gemüsebrühe - meine habe ich diesmal aus Karotten, Stangensellerie, Mangoldstielen, Petersilenstängel, Basilikumstängel, Knoblauch und Zwiebeln gekocht und das Gemüse durch die flotte Lotte in die Brühe passiert - machen Sie sich die Mühe und verwenden Sie lieber keine fertige Suppenwürze - selbst gemachte natürlich ausgenommen 
  • 2- 3 EL geriebener Parmesan
  • 1 kleines Stück Butter
  • ein paar kleine, bunte Zucchini, falls möglich mitsamt ihren Blüten

für das Petersilöl
  • 1 Bund frische Petersilie - die Blätter gezupft und die Stängel können Sie für die Brühe verwenden
  • Olivenöl
  • eventuell ein kleines Stück Knoblauch, falls Sie das mögen, aber verwenden Sie nicht zuviel davon

Die Gemüsebrühe in einen Topf geben, erhitzen und warm stellen. Ich verwende für das Zucchinirisotto gerne die Brühe mitsamt dem passierten Gemüse. Das macht das Risotto sämiger und gibt ein bisserl mehr Geschmack, da Zucchini über nicht sehr viel Eigengeschmack verfügen.

Die Zucchini in nicht zu feine Scheiben schneiden. Von den Blüten vorsichtig die Stempel entfernen und in grobe Stücke zupfen. Beides für die spätere Verwendung beiseite stellen. Die Zwiebel schälen und sehr fein hacken. In Olivenöl, nicht zuwenig, etwas andünsten, aber keine Farbe nehmen lassen. Den Reis hinzufügen und rühren bis alle Körner gleichmäßig mit Öl überzogen sind. Mit Weißwein ablöschen und den Alkohol vollständig verdunsten lassen. Dabei fleißig umrühren. Anschließend den Reis schöpferweise mit der heißen Gemüsebrühe aufgießen, rühren und warten bis der Reis die Flüssigkeit aufgenommen hat. Das Ganze so lange wiederholen, bis die Flüssigkeit verbraucht ist. Nach ungefähr einer Viertel Stunde Kochzeit die Zucchini dazugeben. Sollten Sie zu wenig Flüssigkeit haben, gießen Sie einfach weiter mit heißem Wasser auf. Am Ende sollte das Risotto eine schöne cremige Konsistenz haben und auf keinen Fall zu trocken sein. Die Reiskörner sollten gar, aber noch bissfest sein. Jetzt erst die Zuchiniblüten unterrühren, ebenso den Parmesan und die Butter. Kosten und, falls notwendig, noch nachsalzen und pfeffern. Den Topf vom Herd nehmen, Deckel aufsetzen und ein paar Minuten rasten lassen.

In der Zwischenzeit das Petersilöl herstellen. Dafür die Petersilie grob hacken und mit etwas Salz in einem Mörser zerstoßen, aber nicht zu fein. Falls Sie Knoblauch mögen können Sie ein kleines Stück, zuerst fein hacken, und dann mit verarbeiten. Anschließend mit Olivenöl aufgießen, sodass ein dickflüssiges, grünes Öl entsteht. Wenn sich die Petersilie am Boden absetzt, sollte mindestens ein Zentimeter Öl im Mörser stehen bleiben. Dadurch können Sie das Öl sehr gut aufheben, falls was über bleibt. Ich kenne das Petersilienöl von meinen Urlauben in Istrien. Dort wird das Öl vor allem zu Fisch, aber auch Fleisch serviert. Die Petersilie wird dort nur grob gehackt und massenweise Knoblauch dazu gegeben. Ich finde das Öl passt aber auch sehr gut zu Gemüse.

Das Risotto entweder gleich im Topf auf den Tisch stellen oder auch portionsweise im Teller servieren. Zur Behübschung eignen sich Sellerieblätter, Petersilie, Zucchiniblüten oder auch Blüten von der Kapuzinerkresse. Ein bisserl vom Öl darüber träufeln, das restliche Öl in einer kleinen Schüssel extra dazu reichen und unbedingt eine Pfeffermühle und extra Parmesan auf den Tisch stellen.


Leider kann ich Ihnen in Wien keine Bezugsadresse für Minizucchinis und Zucchiniblüten nennen. Außer in Gärten und auf südländischen Märkten habe ich solches Gemüse noch nirgendwo gesehen. Hie und da kommen mir die Zucchiniblüten auf dem einen oder anderen Foodblog virtuell unter. Aber wenn Sie, werter Leser, vielleicht wissen, wo in Wien derartige Luxusgüter käuflich erwerbbar sind, erzählen Sie mir und allen anderen davon.

Lieben Gruß aus Wien von Frau Ziii


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18 comments:

  1. Schön, und der Garten ist in Wien?

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  2. zorra, wer in Wien Rad fährt wundert sich immer wieder wieviel Berge es dort gibt ;-))

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  3. Ein wundervoller Farbenrausch mal wieder.

    Und die Gartenidee ist vorgemerkt, ich hab nämlich noch Platz, das Haus in dem wir wohne ist an einen riesigen Sandsteinfelsen angebaut. Oben auf dem Felsen ist Platz, aber die Erdschicht ist zu dünn... so könnte ich dann auch noch mehr anbauen ;-)

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  4. ein Zaubergarten mit einem zauberhaften Rezept

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  5. Ein wahrhaft wunderbarer Garten und um das Gemüse beneide ich dich. Kleine Zucchini...ich renn' immer über den ganzen Markt und muss mich dann doch meistens mit größeren Exemplaren abfinden. Deine Bilder..sooo schön!

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  6. der Garten! Dieser Garten! Du bist zu beneiden und die paar Stufen sorgen doch fuer eure Fitness.
    Petersilienoel liebe ich. Kenne ich aus der sizilianischen Kueche, ohne Knoblauch. Ich mache es mit dem Mixstab und mit blanchierten Petersilienblaettern.

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  7. Britta, die Situation scheint ähnlich wie bei mir und siehst Du es funktioniert.

    Bonjour alsace, danke vielmals für das Lob!

    Sybille, ja, ich weiß schon warum ich Zucchini anbaue...;-)

    Eline, vielen Dank, aber weißt Du, nicht jeder beneidet mich um meinen Garten. Ich hatte schon fünf Gärtner. Keiner ist wieder gekommen. Derzeit mache ich alles selber, inklusive Mahd mit der Motorsense und jäten tue ich im Klettergurt, meistens zwischen 5.30h und 7.00h. Südhang!
    Aber Du hast recht! Ich bin sowas von fit...

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  8. Noch was, Eline, sag, warum blanchierst Du die Petersilie? Wie wirkt sich das geschmacklich aus? Ich dachte, die Petersilie wird zerstoßen, ähnlich wie bei Pesto, aber nur gröber. In Istrien war das überhaupt immer mehr so eine Art gehackte Petersilie in Öl eingelegt, mit einer Unmenge an Knoblauch, was ich selber aber auch nicht so gerne mag.

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  9. Da sagst du was* Was früher beschwerlich und existenziell war, ist heute Luxus - und immernoch viel Arbeit*.

    Wenn ich sehe, wie wir in unserem Garten, der das Gegenteil von Monokultur ist, gegen viele Widrigkeiten kämpfen, kommen mir ertragreiche Bio-Unternehmen wie ein Wunder vor.

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  10. grain de sel, ja das stimmt. Der Aufwand ist enorm um ein paar Zucchini oder Salat zu ernten. Geht mir nicht anders und dann hat er lauter Löcher drin und die Blattläuse. Wenn ich davon leben müsste, würde ich wahrscheinlich verhungern. Als Selbstversorger, könnte ich von meinem Gemüse nicht leben. " Eins für die Schnecken, eins für die Raupen, eins für mich". Wenn ich Aufwand und Ertrag gegenüber stelle, bin ich schwer in den roten Zahlen. Darum sehe ich es auch als solchen Luxus, weil es eben nicht mehr existenziell ist, sondern ein Gemüsegarten etwas ist, das man sich heutzutage einfach "leistet", mehr oder weniger.

    Ich würde auch tief in die Tasche greifen, könnte ich Gemüse abseits der Norm, kaufen. Aber wie gesagt, kein Lieferant in Sicht hier, bin aber sicher, dass sich das bald ändern wird. Gourmetgemüse wird ein Trend in den nächsten Jahren, da wette ich drauf. Sybille läuft sich ja auch die Haken ab, am Markt. Es gibt mehr von uns, die das wollen. Und auch bezahlen können. Das muss man halt auch dazu sagen - Luxus eben!

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  11. Mich haut's um! Der Garten ist ja ein Wahnsinn! Sowas von romantisch. Und sicher sowas von beschwerlich, das glaub ich dir gern.
    Bei mir wachsen ja auch genug Gemüse auf Balkonien, die ich mir nie leisten würde, wenn ich sie kaufen müsste, weil der Aufwand, den man da betreibt, steht in keinerlei Relation. Aber es ist halt so schön!

    Die Zucchini kriegt man schon so klein. Also ich zumindest. Der letzte Standler im vorderen Teil vom Naschmarkt (gegenüber von dem griechischen Geschäft) ist "mein" Gemüsedealer, der besorgt mir Blüten bzw. ganz kleine Zucchini auf Bestellung. Ich bin dort aber auch schon 20 Jahre Kundin. Keine Ahnung, ob er das allgemein macht. Irgendwann hat er gemault, dass "fremde Leute" Sachen bestellen und dann nicht abholen.

    Außerdem hat ab und zu der Kuczera (http://www.kuczera.at/) am Naschmarkt (erstes Standl im zweiten Teil) welche, aber dort kann man auch bestellen, weil die haben noch Felder in Wien.

    Der Verein GIN (http://www.gin.at/gaertnerhof/gemuese.php) ist auch ein heißer Tipp, bei denen hab ich auch schon etliche Extrawürschteln bekommen.

    Und dann kannst noch da bestellen: http://www.gourmetblueten.at/

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  12. Noch was vergessen: www.feigenhof.at ist auch noch eine Möglichkeit. Die haben auch genug eigenes Biogemüse und durch den eigenen Anbau kann man da sicher auch ausgefallene Sachen bestellen. Aber da kann man die Produkte dann wirklich fast mit Gold aufwiegen.
    Für die Blütenfeigen habe ich 18,- pro Kilo bezahlt, das ist also etwas, das kaufe ich einmal und dann nie mehr wieder.

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  13. Frau Ziii,
    zur Petersilie:
    ich blanchiere sie, weil sie so sehr schön grün bleibt. Das muss aber nicht sein, wenn es schnell gehen soll. Zum Mixen nehm ich nur wenig neutrales Pflanzenöl. Kein natives Olivenöl, das wird leicht bitter, und kommt est nach dem Mixen dazu.Ich bin ein Petersilien-Junkie und habe einen riesigen Topf davon am Balkon.

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  14. Turbohausfrau, Deine Beziehungen möchte ich haben. Ich wette, Du wohnst in der Gegen vom Naschmarkt. Ich werde nächstes Mal den Blick über die Dächer schweifen lassen. Deine "Küchenkuppel" müsste man doch eh sehen von unten. Und danke für die ausführlichen Informationen.

    Eline, immer Deine geheimen Tricks! Und ich dachte schon... Was, die Eline gibt das Öl in den Mixer??? Wußt ich's doch!

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  15. Ja, die Einkaufstipps von der Turbohausfrau sind immer top. Schau einmal rein bei Angelika Apfelthaler (The dining room), sie hat für die Zucchiniblüten die selben Einkaufsbeziehungen... lg, Friederike

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  16. Friederike, danke, kannte ich gar nicht.

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  17. Noch was, wenn du wieder einmal einen Gärtner brauchst, schick doch ein mail an alumni@boku.ac.at für die Jobbörse für Studierende an der Boku, vielleicht hast du Glück. lg, Friederike

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  18. Das stimmt Frau Ziii, nichts ist grauslicher als diese gatschigen und geschmackfreien Riesen-Zucchini. Aber komischerweise werden die bei uns in jedem Garten so geerntet! Je größer, je besser!
    ???

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