Kleine Zwetschkenkuchen oder Quid pro quo
Fräulein: Mami, kann ich den Kuchen?
Pause
Ich: Was?!
Fräulein (roll-eyes): Mami, kann ich den Kuchen... - b-i-t-t-e?
Ich: Kann ich den Kuchen bitte w-a-s? ... essen... schmeißen... haben?
Kinder sprechen gerne unvollständige Sätze... meistens im Volksschulalter. Mich macht das narrisch. Umso mehr, da mein Fräulein diese Entwicklungsphase eigentlich schon längst hinter sich haben sollte. Trotzdem tut es die Kröte immer noch. Mit diebischer Freude lässt sie mich auf das letzte Wort warten, das den Satz sinnhaft schließt und andeutet, das ich jetzt an der Reihe bin mit Sprechen. Zumindest habe ich das von meinen Eltern so gelernt: Abwarten bis der Satz zu Ende ist! Und glauben Sie mir, es war nie leicht für mich. Andere Menschen ausreden zu lassen, zählte nicht zu meinen Tugenden. Die Gedanken sprudelten als Kind nur so aus mir heraus. Es quält mich heute noch, warten zu müssen bis der Punkt kommt.
Was aber, wenn er gänzlich ausbleibt? Darauf wurde ich von meinen Eltern nicht vorbereitet. Was, wenn das Gegenüber den Satz nicht beendet und das verdammte Satzzeichen einfach nicht daherkommt. Wenn plötzlich ein quälendes, unvollendetes "Mami, kann ich den Kuchen..." im Raum steht? - Dann sitze ich mit vorgeneigtem Kopf und aufgerissenen Augen verzweifelt da, starre dem Fräulein Ziii gebannt auf den Mund und warte und warte. Doch anstelle des erlösenden Wortes sagt das Kind nur: "Halloho, ich rede mit Dir? Checkst Du's?!" Dabei schaut sie mich an, als wäre ich ein bisserl blöd, dreht sich dann um und lacht sich einen Ast. Mich deucht sie tut es mit Absicht.
Ich: Du Fräulein, kannst Du mal den Zwetschkenpopsch?
Fräulein: Häähh? Was?
Ich: Na, da... kannst Du mal die, Zwetschke?
Fräulein: Was?! Was soll ich mit der Zwetschke?
Ich (roll-eyes): Halten, bitte! H-a-l-t-e-n-! Ich will Fotos von Dir machen. Gecheckt?
Kleine Zwetschkenkuchen
Das Grundrezept ist unglaublich vielseitig. Beherrschen Sie es erst einmal, können Sie damit nicht nur Obstkuchen zubereiten, sondern auch Gugelhupf und sogar Torten. Man rechnet mit einem Durchschnittsgewicht von 50 g pro Ei. Es kommen also auf 1 Ei jeweils 50 g Butter, Zucker und Mehl.
Basisrezept: 1 Ei - 50g Butter - 50 g Zucker - 50 g Mehl + Aromaten
für ca. 10 kleine Förmchen brauchen Sie...
- 3 Eier (Größe M)
- 150 g - 3 Eischwer Butter, zimmerwarm
- 150 g - 3 Eischwer Backzucker (feiner Kristallzucker)
- 150 g - 3 Eischwer glattes Mehl (150 g)
- abgeriebene Schale einer halben Zitrone
- 1 EL Rum
- 1 Prise Salz
- 500 g Zwetschken oder Pflaumen
- Vanillestaubzucker zum Bestreuen
Auf Backpulver können Sie getrost verzichten, da in diesem Rezept die Masse nur in kleinen Förmchen gebacken wird. Die eingeschlagene Luft ist für den Trieb völlig ausreichend. Wichtig ist das Abtreiben der Butter und das sachte Unterheben des Eischnees. Wenn Sie unsicher sind, können Sie auch 1 Messerspitze Backpulver unter das Mehl sieben.
Zubereitung
1 Das Backrohr auf 180 Grad Ober-und Unterhitze vorheizen.
2 Die Zwetschken entlang der Naht halbieren, den Stein entfernen und vierteln.
3 Alle Zutaten für den Teig abwiegen und bereitstellen. Die Eier trennen. Das Mehl durchsieben und dabei eventuell auch eine Messerspitze Backpulver dazugeben.
4 Kleine backofenfeste Förmchen mit Butter ausschmieren und bemehlen (es geht natürlich auch mit Muffinformen). Es empfehlen sich eher niedrige Formen, damit das Verhältnis zwischen Boden und Früchtebelag stimmt. Damit sich die Kuchen besser herauslösen lassen, können Sie auch einen Streifen Backpapier zuschneiden und einlegen.
5 Die Butter in einer Schüssel cremig schlagen bis ihre Farbe fast weiß ist und sich die Masse mindestens verdoppelt hat. Das dauert seine Zeit. Dann nach und nach die Eidotter und zwei Drittel vom Zucker einrühren und mindestens fünf Minuten weiterschlagen. Währenddessen auch die Zitronenschale dazugeben.
6 Den Mixer auf kleinste Stufe zurückschalten und das Mehl und den Rum unterrühren. Möglichst kurz, sonst wird der Teig zäh.
7 In einer seperaten Schüssel das Eiklar mit Salz und dem restlichen Zucker zu Eischnee schlagen. Schüssel und Mixer müssen dafür sauber, trocken und fettfrei sein.
8 Ein Drittel vom Eischnee mit einem Schneebesen unter den Teig rühren. Dann erst den restlichen Schnee vorsichtig unterheben. Nicht rühren, sonst fällt die Masse zusammen.
9 Die Masse gleichmäßig in den Förmchen verteilen, doch nur zu maximal zwei Drittel befüllen. Mit den Zwetschken dicht belegen und darauf achten, dass die Schnittflächen nach oben schauen. Im vorgeheizten Rohr ungefähr 40 Minuten backen und nach dem Auskühlen mit Vanillestaubzucker bestreuen.
Ein Gugelhupfrezept mit der Gleichschwerrezeptur finden Sie in diesem Post.
So, Fräulein! Jetzt kannst Du den Kuchen.
Essen?
Nein, b-a-c-k-e-n, Schnucki! Backen!
Lieben Gruß aus Wien,
Kuchen \o/ - aber bitte was ist Backzucker ?
AntwortenLöschenDas ist ganz feiner Kristallzucker. Gibt zum Beispiel von Wiener Zucker. Ich habe es im Rezept ergnzt. Danke für den Hinweis.
LöschenLiebe Frau Ziii,
AntwortenLöschenich hab da mal eine Frage zu Ihren (Gleichschwer-)Kuchen-Rezepten. Wenn Sie zB schreiben 3 eischwer Butter, wird dann das Ei mit oder ohne Schale als Referenz gewogen?
PS: Das mit den fehlenden Wörtern und unvollständigen Sätzen pack ich auch nicht. Mir fällt es aber in der U-Bahn am meisten auf. Jeden Tag hör ich, wenn ich in der U sitz, so Sätze wie "Ich bin schon Währingerstraße" oder "Ich muss Hütteldorf raus". Furchtbar.
Prinzipiell brauchst Du gar nicht zu wiegen. Üblicher Weise geht man von einem durchschnittlichen Gewicht von 50 g pro Ei aus. Das entspricht Größe M. Zu klein sollten die Eier halt nicht sein, sonst wird der Teig zu fest. Ansonsten ohne Schale wiegen, was aber schwierig ist, da Du die Eier ja trennen solltest.
LöschenKann es sein dass sich ein Kopierfehler bei den Zutaten eingeschlichen hat? Ich war kurz verwirrt: 150g - 3 Eidotter der Größe M und 150 g - 3 Eischwer glattes Mehl (300 g), also ein 150g beim Dotter zuviel und das 300g beim Mehl. Ich liebe diese Kuchen! Ich hab sie nur noch nie so klein gebacken, sollte ich wohl ausprobieren. :)
AntwortenLöschenHoppla, bin ich froh, dass ich so aufmerksame Leser habe. Ist schon ausgebessert. Mit 300 g Mehl auf 3 Eier wird das nix :-)) Danke und liebe Grüße
LöschenSo, jetzt habe ich die Zutatenliste nochmal überarbeitet. Ich denke, jetzt ist es übersichtlicher. Ist schon super, wenn andere mitdenken. Danke.
LöschenHih, das kenne ich auch von diversen Kindern und Jugendlichen jeden Alters. Ich wohne in der Nähe eines Schulzentrums uns kämpfe mich, wenn ich kurz vor 8 aus dem Haus muss, durch Nachwuchs vom Kindergarten bis Matura durch. Wenn ich denen beim Reden zuhöre, versteh ich manchmal echt nicht, wovon die reden. Aküspra (Abkürzungssprache), wohin man auch lauscht.
AntwortenLöschenHab ich dir eigentlich schon mal geschrieben, wie sehr ich deine Geschichten ums Rezept (natürlich auch die Rezepte) mag?!!
AntwortenLöschenIch amüsiere mich jedes Mal köstlich - Danke dafür!
Und bitte: bald ein weiteres Kochbuch! :-)
Liebe Grüße Eva
Liebe Frau Ziii, Sie sind dieser Zeit sehr fleißig..... ich mag Ihren blog sehr, besonders die Geschichten mit dem Fräulein....hab auch so eine Göre zuhause und weiß, was Sache ist!
AntwortenLöschenHerzliche Grüsse vom anderen Ende (Österreichs), wo auch gerne gekocht (und gegessen!) wird.
Maria
Prima Rezept für einen Geburtstag oder für nebenbei. Ich fand es super lecker! Ist in meiner Lesezeichenleiste :)
AntwortenLöschenHallo Frau Zii,
AntwortenLöschenwieder mal zum Kichern, deine Geschichte. ich hab drei Kinder über 20 und was soll ich sagen? Auch da ernte ich nur halbe Sätze... Ich glaub, die machen das absichtlich, um meine Aufmerksamkeit zu testen,lächel. Merke: Das Alter ist nicht entscheidend, eher die Beziehung ( Mutter- Kind finde ich persönlich noch immer sehr spannend und immer wieder neu.
Einen herrlichen, herbstlichen Tag, Susanne
Grüß Gott Frau Zii,
AntwortenLöschenheute, am Stefanstag gibts die Zwetschgentörtchen! Wenn man keine Platzerl mehr sehen kann und die Verwandtschaft aber doch verwöhnt werden soll.....bin schon gespannt auf das Feed-back. Herzliche Weihnachtsgrüße vom Birkethof / Naturpark Augsburg - westliche Wälder, Maria
Kommentar zu den Popsch-Bildern: Jetzt weiß ich endlich, wieso das Foodporn heißt ;-)
AntwortenLöschenKommentar zu den Popsch-Bildern: Jetzt weiß ich endlich, wieso das Food-Porn heißt ;-)
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