Rotkrautsalat mit Tarocco-Orangen und Walnüssen oder Der Salat von den sieben Zwergen hinter den Bergen


Recipe in English coming soon...

"Spieglein, Spieglein, an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?"
"Frau Ziii, Du bist die Schönste hier, aber die Nachbarin hinter den Bergen bei den sieben Zwergen ist noch hundertmal schöner als Du!"... "und dann kommen noch tausend andere dazu." Dass der Spiegel mich respektlos duzt, kränkt mich nicht weiter, aber die herablassende Art, mit der er dies neuerdings tut, missfällt mir dann doch.

Punkt eins, lieber Spiegel, bin ich nicht mehr gar so jung und das ist wohl der widrigste Umstand, der sich einem in punkto Aussehen in den Weg stellen kann. Dagegen anzukämpfen lohnt sich kaum und die Jugend allein macht es ohnehin nicht aus. Zwar soll Schönheit auch käuflich sein, habe ich gehört, doch irgendwie brauche ich mein Geld immer dringender da wie dort, was mich geradewegs zu Punkt zwei bringt, dem Cashflow. Ich will nicht klagen, lieber Spiegel, aber so ein hippes Küchengadget wie meine Mandoline ist schon wichtig, genau wie der neue Geschirrspüler mit luxuriöser Bestecklade. Ohne den möchte ich eigentlich auch nicht mehr sein. Du verstehst!? Punkt drei ist sowieso mein durchschlagenstes Argument. Ich bin Foodbloggerin! Ich koche, fotografiere und schreibe über Essen und letztendlich wird auch gegessen, was auf den Tisch Blog kommt. Das schlägt sich eben auf die Figur und die macht doch einen beträchtlichen Teil aus... ich meine... so im Verhältnis gesehen. Und last but noch least, wäre da noch der Winter, der seine Spuren hinterlässt... es fehlt halt ein bisserl an Sonne und frischer Luft.

Der Spiegel lässt mir keine Ruh'. "Es ist schon fast Februar", raunt er und da hat er recht. Die Punsch- und Keksezeit ist vorüber und der Jänner mit seinen guten Vorsätzen auch längst dahin. Das erste Grün schiebt sich bereits aus dem Boden, noch zaghaft, aber entschlossen und die Knospen der Sträucher werden fetter. Auch wenn es draußen graupelt und schneit, der Frühling ist nicht mehr weit, was sich jetzt peinlicher Weise reimt. Der Sommer kommt ganz sicher auch dieses Jahr, wollte ich sagen. In meinem Garten nämlich, dort wo kein Schnee mehr liegt, und die Wintersonne den Boden wärmt... da tut sich was....

Eines der ersten Wildkräuter im Jahr ist das Scharbockskraut, das Blatt wie ein Veilchen, etwas runder vielleicht und glänzend, in sattem Grün und von frischem, scharfen Geschmack. Es wächst so ziemlich überall, wo der Boden nahrhaft ist und im Sommer leichter Schatten kühlt, auf feuchten Wiesen, in lichten Wäldern, naturnahen Parkanlagen und unter Büschen. Wichtig ist, das Kraut zu ernten bevor es blüht, da die Blätter während der Blütezeit leichte Giftstoffe entwickeln. Die beste Zeit ist der Februar und das wusste auch schon meine Oma und die Oma von der Oma. Früher, wenn gegen Ende des Winters die Vorräte zu Neige gingen und frisches Obst und Gemüse noch weit waren, diente das Kraut als wichtiger Vitamin-C-Lieferant. Daher auch sein Name. 'Scharbock' ist eine veraltete deutsche Bezeichnung für die Vitaminmangelkrankheit 'Skorbut'.


An einer Mangelkrankheit leide ich zwar definitiv nicht, aber ein bisserl frisches Wintergrün täte mir sicher nicht schaden. "Überhaupt", meint der Spiegel, "Frau Ziii, Du bäckst den schönsten Kuchen im Land (so ein Charmeur), aber der Salat von den sieben Zwergen hinter den Bergen schmeckt hundertmal besser wie der... und dann kommen noch tausend andere daher."

Das wurmt mich jetzt. Darum gibt es heute den schönsten und farbenprächtigsten Wintersalat, den Sie sich vorstellen können, so märchenhaft gut, dass es dem Spiegel zumindest vorübergehend die Sprache verschlagen wird.

Alle Zutaten, die Sie dafür brauchen, haben gerade Saison... heimisches Lagergemüse wie Rotkraut, Karotten und Äpfel, Tarocco-Orangen aus wärmeren Gefilden und Walnüsse, noch vom Herbst aus dem eigenen Garten. Wer Glück hat, findet vielleicht auf einem sonnigen Winterspaziergang da oder dort ein bisserl Scharbockskraut und falls nicht, Sprossen von Kresse, Rotkraut oder Ruccola wären auch eine gute Wahl.

Für den Salat...
  • 1/2 Happel Rotkraut
  • 6 mittelgroße bunte Karotten (orange, gelb, lila)
  • 3 Tarocco-Orangen oder ersatzweise auch andere wie z.B. Moro, auf jeden Fall eine nicht zu süße Sorte
  • 2 kleine Äpfel
  • 1 große Handvoll Walnüsse - bei uns selbst geknackt aus dem Garten vom Trausdorfer Opa
  • Salz

Für die Marinade...

  • ungefähr 60 ml Saft von den Taroccos, der Ihnen beim Filetieren übrig bleibt
  • 1 EL Zitronensaft 
  • die gleiche Menge Walnussöl oder auch eine Mischung aus Rapsöl und Nussöl
  • 1 guter TL Ahornsirup oder Agavendicksaft


Zur Fertigstellung...

  • grob gemahlener Pfeffer - wählen Sie am besten eine milde Sorte wie Roter Kampottpfeffer
  • 1 Handvoll frisches Wintergrün - entweder aus dem eigenen Garten oder auch Sprossen von Ruccola oder Rotkraut





Vorbereitungen...

1 Vom Rotkraut die äußeren, welken Blättern entfernen, vierteln und mit einer Mandoline sehr fein hacheln. Das geht natürlich auch mit dem Messer. Dauert halt. Das Rotkraut sollte wirklich hauchdünn geschnitten werden.

2 Das Rotkraut können Sie nun wahlweise leicht einsalzen oder auch knackig weiterverwenden. Das ist Geschmackssache. Durch das Einsalzen wird das Kraut weicher und etwas bekömmlicher. Dafür einfach in einer Schüssel mit etwas Salz gut vermischen. Dabei mit den Fingern das Salz richtig gut einarbeiten. Wer es gerne knackig möchte, gibt das Salz erst mit der Marinade dazu.

3 Die Nüsse in einer Pfanne oder im Backofen trocken rösten bis sie gut duften.

4 Von ein oder zwei Orangen die Schale abreiben und in ein Schraubglas geben, mit dem Sie dann später die Marinade zubereiten werden.

5 Die Orangen filetieren. Machen Sie sich die Mühe! Es ist ein Riesenunterschied und zahlt sich wirklich aus. Jene, die das noch nie gemacht haben finden eine gute Videoanleitung zum Beispiel in der Kochschule von Springlane. Vergessen Sie auf keinen Fall, den Saft dabei aufzufangen. Sie brauchen ihn für die Marinade.

6 Die Karotten putzen und ebenfalls in hauchdünne Scheiben schneiden.

7 Einen Apfel quer halbieren und einige dünne Scheiben abschneiden für die Dekoration. Den Rest schälen, das Kerngehäuse entfernen und in grobe Stücke schneiden. Legen Sie die geschnittenen Äpfel bis zur Verwendung in Zitronenwasser oder Salzwasser ein, damit sie nicht braun werden.

8 Marinade... Vom Orangensaft gute 60 ml in das Schraubglas mit der abgeriebenen Schale leeren. Zitronensaft dazugeben. Anschließend mit der gleichen Menge Öl aufgießen und zum Schluss den Ahornsirup dazugeben. Die Mengenangaben sind dabei nur ein Richtigwert. Wieviel genau Sie vom Zitronensaft und dem Süßungsmittel verwenden hängt ein bisserl von Ihren persönlichen Vorlieben ab. Ich mag meinen Salat gerne mit dezenter Säure und zum Ausgleich ein bisserl süß. Das können Sie natürlich an Ihren Geschmack anpassen. Das Wichtigste ist, immer die gleiche Menge Öl wie Fruchtsaft zu verwenden.



Fertigstellung...

1 Haben Sie das Kraut eingesalzen, müssen Sie es vor der Verwendung mit den Händen ausdrücken. Alle Flüssigkeit, die sich dabei am Boden absetzt muss entfernt werden, um die Marinade nicht zu verwässern.

2 Orangen, Karotten und Äpfel (nicht die Scheiben!) zum Kraut geben.

3 Den Deckel vom Marinadenglas verschließen und ordentlich aufschütteln, sodass eine samtige Emulsion entsteht.

4 Marinade sofort über den Salat gießen, pfeffern und alles gut durchmischen (Haben Sie das Kraut nicht eingesalzen, geben Sie in diesem Schritt auch etwas Salz dazu). Idealerweise sollte der Salat nun ein Viertel Stunde durchziehen.

5 Vor dem Servieren noch einmal gut durchmischen und mit den Apfelscheiben dekorieren. Dann noch die Nüsse und das Wintergrün darüberstreuen.

Und ich sag Ihnen, liebe Leser... die sieben Zwerge können sich jetzt brausen gehen, von mir aus auch gemeinsam mit der Nachbarin...

Und was den Spiegel betrifft... der bekommt jetzt eine Fünf-Watt-Extra-Soft-Tone-Warm-White über seinem Haupt. Schau ma mal, was er morgen sagt...


Links:  Einen sehr ähnlichen Salat finden Sie auch bei David und Luise auf dem Blog Green Kitchen Stories und zwar an dieser Stelle.



Recipe in English...


Red Cabbage Salad with Oranges, Apples and Walnuts


This is a colorful and tasty winter salad. I love the combination with fruits. Serve it with bread and soup as a main course or as simple snack. It can be kept in the fridge for one or two days.


  • 1/2 head of red cabbage
  • 6 medium carrots (orange, yellow, purple)
  • 3 Tarocco oranges or other oranges
  • 2 small apples
  • 1 large handful of walnuts
  • 60 ml walnut oil 
  • 1 tsp maple syrup
  • salt
  • coarsely ground pepper 
  • 1 handful fresh wintergreen


1 Remove the outer leaves from the cabbage, cut into quarters and thinly slice with a mandolin. Put it into a bowl and lightly salt it.

2 Dry roast the nuts in a frying pan or in the oven until golden brown.

3 Grate the orange zest and pour in a small twist-off jar.

4 Peel and fillet the orange. Make the effort! There is a huge difference. Don't forget to catch the juice. You need it for the dressing.

5 Peel the carrotts and cut into thin slices, too.

6 Halve an apple and cut thin slices for garnishing. Cut the rest into rough pieces. Place the ​​apple in lemon water or salt water until further use.

7 For the dressing messure 60 ml of the orange juice and put it into the jar with the zest. Add lemon juice and salt. Then fill in in the same amount of oil and finally add the maple syrup. You can of course adapt to your taste.

8 Press out the liquid of the cabbage. Add carrotts, roughly chopped apples, herbs and pepper.

9 Close the jar with the dressing and shake properly until creamy. Pour the dressing over the salad and mix it well. Let it rest for at least 15 minutes.

10 Before serving decorate with the apple slices and nuts.




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Lieben Gruß aus Wien von Frau Ziii

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21 comments:

  1. Na, da können sich die Zwerge aber wirklich warm anziehen! Sieht sehr lecker aus!

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    1. Danke! Ich hab' gehört die Zwerge stricken schon...

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  2. Frau Ziii! Dieser Wintersalat muss guat, mörder guat, a Gutzi ,leiwaund sein! Hier würde man "zum reinlegen" sagen.
    Lieben Gruß aus "Weinland-Pfalz",
    Angela

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    1. Danke und einen lieben Gruß in die Pfalz von Frau Ziii

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  3. Sehr sehr gute Idee. Nach Tafelspitz- und Schokotartebergen heute wird es morgen diesen Salat bei uns geben. Also fast diesen. Rotkraut ist keines da, dafür Weißkraut und sogar noch ein Granatapfel.

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    1. Funktioniert mit Weißkraut und Granatapfel sicher auch gut. Das Beste ist einfach die Kraut- und Frucht-Kombination. Wünsche gutes Gelingen!

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  4. köstlich, köstlich, frau ziii - und zwar in jeder hinsicht!

    ursula

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  5. Tolle Bilder, toller Salat, schöne Geschichte! Sehr löblich, nur jahreszeitliche Zutaten zu verwenden. Ich bin immer dankbar für solche Rezepte. Den Salat mach ich mir gleich die Woche fürs Büro. Vielleicht hilfts ja... Eine Mandoline hab ich leider (noch) nicht, ich bin aber übrigens auch ein großer Fan der Besteckschublade in meiner Spülmaschine. Die finde ich einfach toll. Versteh gar nicht, warum viele meinen, die wäre so umständlich... Besteck verkratzt nicht, man hats viel leichter zum ein- und ausräumen, und es ist richtig Platz unten für die Töpfe.
    Schöne Grüße

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    1. Liebe Anna, bei mir ist schon ein bisserl was weg, allerdings nicht alleine vom Rotkrautsalat. Das waren ein paar Salate mehr. Dass jemand meint, die Bestecklade sei umständlich kann ich null nachvollziehen. Ich finde sie so super. Der Korb hat immer so viel Platz weggenommen. Lieben Gruß aus Wien von Frau Ziii

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  6. Dein Text hat mich sehr angesprochen!" Ich bin ja auch nicht mehr die "Jüngste". Aber der Spiegel lässt mich ziemlich kalt, es bleibt einem auch nichts anderes übrig:) Wenn einem das Leben trotzdem freut und man sich wohlfühlt, hat man schon fast alles, was notwendig ist. Und dein Salat hilft einem da schon beträchtlich:)

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    1. Ach ja, ich finde auch, dass man sich nicht zu sehr von seinem Spiegel sagen lassen darf und sich mehr den Genüssen hingeben sollte. Aber im Februar zu Fastenzeit werde ich immer ganz wuschi ;-))

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  7. Tatsächlich ... Scharbockskraut im Garten. Ich fass es nicht. Der Frühling kommt!!! :-)
    P.S.: Wärs jetzt nicht mitten in der Nacht, würd ich glatt in meinen Garten gehen und ein bissl stierln.

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    1. Ja, ich war auch überrascht. Schon früh. Aber die vielen warmen und sonnigen Tage im Jänner haben scheinbar gereicht. Es ist noch nicht voll da, aber macht schon kleine Polsterchen bei mir (südseitiger Hanggarten). Bei Dir im Mühlviertel liegt ja sicher noch Schnee, oder?

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  8. Ich liebe die Kombination von Rotkraut und Zitrusfrüchten. Nüsse im Salat sind auch immer eine tolle Sache. Und diese Farben! Super Sache.

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    1. Ich finde, dass Rotkraut eines der schönsten Gemüse überhaupt ist. Einerseits die Farbe, aber andererseits auch die bizarren Formen im Inneren, wenn man es aufschneidet. Eine dezente süß-saure Note steht dem Rotkraut immer gut, da gebe ich Dir vollkomen recht.

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  9. wow...so schöne Fotos :) und das Rezept hört sich auch super lecker an :)

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    1. Danke, ich habe auch gerade ein zweites Rezept für Rotkrautsalat hinten nachgeschoben... diesmal mit asiatischem Dressing... weil's so guat war ;-))

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  10. Liebe Frau Ziii,
    gestern gab es diesen Salat - aber mit Weißkraut, weil ich noch ein halbes Häupl zu Hause hatte. WUNDERBAR kann ich nur sagen. Herrlicher Geschmack. Wir waren und sind immer noch begeistert. Heute habe ich mir den Rest ins Büro mitgenommen. Diesen Salat wird es jetzt immer wieder geben bei uns. Vielen Dank!!!
    Liebe Grüße
    Sonja

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  11. Das ist ja eine tolle Idee ürs Kochen mit Scharbockskraut. Ich möchte auch unbedingt etwas im Garten ansiedeln.

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  12. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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