Kukuruzsuppe mit Spätsommerdill oder Der Kater hat den Blues
Katzenlogik
Der kleine Kater ist munter und will spazieren gehen. Darum setzt er sich vor die Terrassentür und miaut. Ein Mensch erbarmt sich und öffnet dem Tier die Tür. Der Kater tut einen Schritt nach draußen und steigt voll in die Latschen, denn es regnet. Angewidert schüttelt er die Pfote, dreht sich um und legt sich auf seinen Platz am Sofa. Dann schläft er ein. Die Stunde drauf sitzt er aufs neue vor der Terrassentür und ruft nach dem Mensch. Dieser erhebt sich und öffnet dem Tier die Tür. Doch der Regen pritschelt bis nach drinnen. Frustiert kehrt der kleine Kater zurück, legt sich wieder auf seinen Platz am Sofa und schläft ein. Plötzlich reißt er den Kopf hoch, springt auf und rennt auf die andere Seite des Hauses. Dort setzt er sich vor die Eingangstür und miaut. Der Mensch kommt und öffnet dem Tier auch diese Tür. Der Kater tut einen Schritt nach draußen und steigt voll in die Latschen, weil es regnet immer noch. Fassungslos, dass es auch vor dieser Tür regnet, schlurft er zurück zum Sofa und legt sich wieder hin...
Kleiner Kater, lass den Kopf nicht hängen... denn wenn's genug geregnet hat, dann hört's auch wieder auf! Derweil nehme ich meine Gummistiefel, weil ich bin ja nicht aus Zucker, und hole mir Dill aus dem Garten, aber nicht irgendeinen, sondern ganz besonderen Dill, nämlich jenen überreichen mit dem erlesenen Geschmack des dahinscheidenden Sommers, dem der Herbstregen gar nichts anhaben kann.
Der späte Dill ist dadurch gekennzeichnet, dass er vieles in sich vereint. Ausgereifte Samenstände, Dolden mit noch grünen Samenkapseln und vereinzelt sogar ein paar Blüten mit ein wenig Grün. Mich persönlich interessieren vor allem die unreifen Samenkapseln, denn die schmecken so herrlich scharf und aromatisch, wie es die Samen, die Blüten und das Kraut nicht vermögen. Nicht so weich und süß wie die Blüten, nicht so leicht und frisch wie das Kraut, nicht so hart und schwer wie der reife Samen, aber doch so intensiv, dass es Verzücken bereitet Ihnen am Teller zu begegnen. Zusammen mit dem letzten Kukuruz der Saison, ein bisserl Süßkartoffeln und ganz viel Obers wird aus dem Spätsommerdill eine gehaltvolle Suppe... Essen für die Seele gegen den Blues.
- 2-3 Stück Kukuruz - der sollte ungefähr 300 g Körner ohne Kolben ergeben
- 1 Süßkartoffel, ungefähr 200 g - die ist sehr wichtig, weil sie dem Kukuruz auf die Sprünge hilft und die Suppe bindet
- 300 ml Obers - tun Sie sich einen Gefallen und reduzieren Sie die Obersmenge nicht, denn der süße, fette Geschmack des Obers unterstreicht den des Kukuruz und verleiht der Suppe Volumen; zuwenig Obers und die Suppe schmeckt dünn und fad
- Dillkraut oder grüne Samenkapseln oder am besten beides
- 1 EL Sonnenblumenöl
- zum Verfeinern der Suppe eventuell noch die letzten Blüten von Dill, Fenchel, Kapuzinerkresse und Ringelblume
- Chilliöl
- ein paar Extralöffel Obers - für die Suppe und für den Kater... gegen den Blues
- frisch gemahlener, schwarzer Pfeffer
Zuerst die Kukuruzkörner vom Kolben schneiden. Einfach mit dem flachen Endstück nach unten aufstellen und der Länge nach mit einem scharfen Messer die Körner abtrennen. Die Kolben nicht wegschmeißen, sondern einen Sud daraus kochen. Dann schmeckt die Suppe besonders intensiv. Dafür die abgeschabten Kolben in der Mitte brechen und mit einem halben Liter Wasser zustellen. Ungefähr eine halbe Stunde auf kleiner Flamme auskochen. Bei Bedarf noch Wasser dazu gießen. Am Ende sollten Sie zumindest 400 ml Sud haben. Falls dafür keine Zeit ist, können Sie ersatzweise auch Gemüsesuppe oder Hühnersuppe verwenden, was aber nicht ganz so gut schmeckt.
Die Süßkartoffel schälen und in kleine Stücke schneiden. In einem hohen Topf mit etwas Sonnenblumenöl kurz rösten ohne die Süßkartoffel stark zu bräunen. Die Kukuruzkörner dazu geben, kurz anschwitzen und anschließend mit dem Sud aufgießen. Salzen und auf kleiner Flamme ungefähr 15-20 Minuten leicht dahinköcheln, bis das Gemüse weich ist. Kukuruz kann sehr unterschiedliche Garzeiten haben. Das Obers dazugeben und einmal kurz aufkochen lassen. Dann einen Pürierstab ein paar Mal kurz durch die Suppe ziehen. Die Suppe sollte sämig werden, aber das Gemüse großteils noch ganz bleiben. Wenn Sie zuviel passieren, wird die Suppe breiig und dick. Falls notwendig, können Sie ein wenig mit Wasser oder, noch besser Obers, verdünnen. Jetzt erst geben Sie das klein geschnittene Dillkraut und die grünen Samenkapseln dazu. Kosten und nachsalzen. Die Suppe nicht mehr aufkochen, sondern nur mehr ein paar Minuten ziehen lassen.
Am Teller noch nach persönlichem Geschmack mit Obers, Chilliöl, Blüten und frisch gemahlenem Pfeffer verfeinern.
Mit dieser Suppe könnte mir kein Regen-Blues etwas anhaben!
AntwortenLöschenDer Wahnsinn, diese Suppe sieht ja sowas von ... grandios... mir fehlen die Worte
AntwortenLöschenach Ziii, ich mag doch keinen Kukuruz - dachte ich immer. Und solchen Dill hab ich auch keinen. Aber ich tät's doch gerne probieren. Vielleicht bekomm ich bei einem Marktweiberl solche Dilldolden (die verkaufen die ja jetzt zum Gurken einlegen), mal sehn ...
AntwortenLöschenein wahnsinns Supperl, diese orangen Tropfen, ist das vom Chiliöl? Traumbild, mir knurrt der Magen.
AntwortenLöschenJetzt dacht ich auch kurz, na, heute, das ist nichts für mich. Allein dieses Foto macht unheimlich Appetit. Wird sicher probiert.
AntwortenLöschenIch koche oft Maissuppe. Die schaut aber nie so aus.
AntwortenLöschenGrandios!
grain de sel...ja, ich muss sagen, die Suppe hat was Tröstendes.
AntwortenLöschenbonjour alsace...dankeschön, ich bin ein großer Suppenfreund und bemühe mich bei diesen immer sehr, denn ich finde Suppen zu unrecht oft zur Vorspeise degradiert.
Küchenschabe... sag, wie kann es sein, dass jemand mit hundert Tomatensorten im Garten keinen Dill hat? Meiner ist leider auch alle, sonst hätte ich dir jetzt einen geschickt.
roughcutblog... bingo, Alexandra, Chilliöl, aber Ringelblumenblütenblätter sind auch dabei. Kann man aber auf dem Foto schwer auseinanderhalten.
Eva...du wirst es nicht bereuen. Die Suppe ist sicher was für dich.
Sybille... das liegt zum einen im Auge des Betrachters und zum anderen, weißt eh, zählen vor allem die inneren Werte ;-)
Kukuruz... ich wusste gar nicht, dass der Mais in Österreich so heißt :-)
AntwortenLöschenAber ich habe das Wort schon mal gehört, ich meine aber, in Zusammenhang mit einem Maisgrieß, früher einmal...?
Wie auch immer, das sieht mal wieder wunderschön und stimmungsvoll aus, schon in Herbstfarben.
weißt du Ziii, mit Dill hatte ich nie Glück. Er kümmerte immer vor sich hin und dann fraßen ihn meist auch noch die Schnecken. Drum hab ich ihn vor ein paar Jahren aufgegeben, zugunsten von Basilikum, Petersilie und Minze, die sich auch alle sehr gut mit meinen Tomaten vertragen!
AntwortenLöschenJudihuuiii, Suppe. Und ich hab sogar ganz frische Maiskolben zuhause von meinem Biobauern. Und Dill habe ich gerade im richtigen Reifegrad im Kräutergarten. Morgen hol ich noch die Süsskartoffel und dann gibt's am Mittwoch Suppe. Denn da soll's bei uns regnen... Aber mit der Suppe hat der Blues bei mir keine Chance.
AntwortenLöschenMais: Juchu. Dill: Brrr. Maissuppe sollt ich wirklich einmal kochen, aber ohne Dill. Und viel Schlag hinein, sonst kannst es echt vergessen, das Supperl. So Wasserschaß schmeckt halt nach nix!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Nadja
Erstens: super Katzi-Geschichte :D habe mich köstlich amüsiert. War am WE meine Schwägerin und ihren süßen kleinen Welpen besuchen und Welpen-Logik ist auch eher unheimlich ;-)
AntwortenLöschenZweitens: Mais (mmmmh) habe ich noch nie zu Suppe verarbeitet, aber nun steht dem nichts mehr im Wege. Werde es mal mit deinem Rezept probieren und ich bin dann auch so frech und erzähle wie es geworden ist ;)
Übrigens bin ich auch so frei und duze dich einfach, gesiezt wird erst ab 80....ich denke, da haben wir noch Zeit
LG
KissTheCook
Als die Suppe fertig gekocht war, hat es aufgehört zu regnen! Sowas find ich nett! Und super fein war sie auch.
AntwortenLöschenBeim ersten Lesen hab ich gedacht, die Suppe ist nichts für mich. Aber heute ist mir beim Einkaufen schöner Kukuruz in den Korb gesprungen... Auf Süßkartoffel hab ich vergessen ("normale" Erdäpfel gehen auch), Dill hab ich auch keinen, trotzdem hat uns die Suppe sowas von gut geschmeckt!!! Ein feines Rezept, das ich sicher wieder mache, vielleicht dann mit den kompletten Zutaten ;-) lg
AntwortenLöschenDie Katzengeschichte hat mich so entzückt, dass ich erst das Rezept gar nicht angesehen habe .... ;-)
AntwortenLöschenMeine Katze macht das auch so, allerdings hat sie nur eine Tür zur Verfügung. Es könnte ja sein, dass...
Übrigens, das Rezept für die Suppe klingt köstlich und die warme gelbe Farbe macht Lust aufs Nachkochen.
Liebe Grüße
ennah
Die sieht ja schon mal super aus und wenn sie dann auch noch so schmeckt, großartig.
AntwortenLöschenHab ich gestern gekocht und hat sehr gut geschmeckt. Ein wenig Tiefe hätte ich noch gerne gehabt aber ich wollte nicht mit meinem eigenen Kochkünsten das Meisterwerk zerstören.
AntwortenLöschenAber sicher, Variationen sind erlaubt und erwünscht. Betrachte meine Rezepte als Anregung, die nach dem persönlichen Geschmack adaptiert werden können. Vielleicht etwas Hühnersuppe dazugeben?
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