Basilikumeis aus Nordwest... ganz ohne Vorwarnung

Rechtzeitig zum Wochenende darf in Wien wieder geraunzt werden. Nicht, dass die Wiener vorher aufs Jammern verzichtet hätten. Aber in der Hauptstadt der Lamentierer und Suderanten ist nach einer einwöchigen Hitzewelle jenseits der dreißig Grad, pünktlich am Samstagvormittag, die Schlechtwetterfront aus dem nordwestlichen Nachbarland eingetroffen, ganz nach dem philosophischen Weltbild des Taoismus, in dem  das Unglück immer von Norden kommt. Man stelle sich den ideologischen Pallawatsch vor, den die Mongolen angerichtet hätten, wären sie nicht von Norden, sondern von Süden her im Alten China eingefallen. Den Regeln des Taoismus folgend, kommt daher auch in Wien der Sonnenschein immer von Italien und der Regen aus Deutschland.
Zwischenzeitlich macht letzterer aber oft in Oberösterreich Station, was der Papa natürlich schon lange durchschaut hat, weil, seit ich in Wien wohne, ruft er mich jedes Mal an, wenn bei ihm die Gewitterwolken und der Sturm aufziehen. Der Papa kann sogar aufgrund der Windgeschwindigkeit ausrechnen, wie lange ich noch Zeit habe, um die Fenster zu schließen und das Haus dicht zu machen. Und glauben Sie's, oder auch nicht, es stimmt immer! Nur äußerst selten, wenn in Wien der Wind von Südosten her die schwarzen Wolken bringt, rufe ich meinerseits schnell den Papa an, der dann seinerseits hurtig die Fenster schließt und das Haus dicht macht.
Aber heute ist irgendwas in die Hosen gegangen, weil sonst täte ich jetzt nicht über Eis frohlocken, an diesem verregneten Samstagvormittag. Doch betrachten wir es einfach so: Sind Sie wegen dem Regen mieselsüchtig aus dem Bett gestiegen, könnte das folgende Rezept Ihnen Auflockerung und Erheiterung verschaffen, es sei denn Sie sind ein echter Wiener.


Das Rezept ist simpel und das Eis ist mir noch nie misslungen. Da es nur mit Joghurt und ganz ohne Eier und Schlagobers zubereitet wird, schmeckt es erfrischend leicht und sommerlich, wenn auch nicht ganz so cremig wie Eis, das mit Eidotter aufgeschlagen wird. Dafür ist es aber sehr unkompliziert herzustellen.

  • 200 ml Wasser 
  • 180 g weißer Zucker
  • 2 EL Limettensaft
  • 1 großer Bund kräftiges, aromatisches Basilikum (Genoveser)
  • 2 Becher Biojoghurt 3,6%, 400 g
  • 1 EL Olivenöl

Als erstes einen einfachen Zuckersirup kochen. Dafür das Wasser mit dem Limettensaft und dem Zucker in einen Topf geben und zum Kochen bringen. Sobald der Zucker sich aufgelöst hat, nicht mehr umrühren und bei geringer Hitze ungefähr 5 Minuten leise köcheln. Anschließend auskühlen lassen, bis der Sirup nur mehr lauwarm ist, sonst färbt sich das Basilikum später braun. Die Basilikumblätter von den Stängeln rupfen, zum Sirup geben und mit einem Pürierstab kurz zerkleinern.

Der Sirup sollte nun durchziehen, mindestens eine Viertel Stunde oder auch über Nacht im Kühlschrank. Die Basilikumblätter haben danach ihre Schuldigkeit getan und werden durch ein feinmaschiges Sieb abgeseiht. Dabei den Rückstand mit einem Löffel fest ausdrücken. 


Nun müssen Sie nur mehr das Joghurt mit dem Sirup und dem Olivenöl verrühren. Nach Geschmack können Sie noch ein bisserl Limettensaft dazugeben. Aber nicht zuviel, da die Limette den Geschmack des Basilikums zwar unterstützen, nicht aber übertrumpfen soll. Und denken Sie daran, dass auch das Joghurt noch zusätzlich säuert.

Haben Sie eine Eismaschine mit Kompressor, können Sie die Eismasse sofort weiter verarbeiten. Besitzen Sie eine Eismaschine ohne Kompressor sollten Sie die Masse im Kühlschrank gut vorkühlen und erst nachher in der Eismaschine cremig rühren.
Für die Konsistenz des Eises ist es auf jeden Fall vorteilhaft, wenn Sie es nach der Fertigstellung im Tiefkühler noch ein paar Stunden weiter kühlen. Verwenden Sie dafür unbedingt eine geschlossene Schüssel. Direkt aus der Eismaschine schmilzt das Eis sehr schnell und die Lagerung im Tiefkühler ist bis zu 24 Stunden überhaupt kein Problem. Es lässt sich daher auch gut vorbereiten. Vergessen Sie nicht, auch die Schüsserln, in denen Sie das Eis servieren möchten, in den Tiefkühler zu geben. Das erleichtert Ihnen die Vorbereitung des Desserts, wenn Sie Gäste haben.

Die Farbe des Eises reicht, je nach Sorte und Qualität des verwendeten Basilikums, von frischem Grasgrün, über zartes Erbsengrün bis hin zu Pistazie und hellem Olivgrün. Welche Farbe auch immer, Uwe, hier ist mein Beitrag zu Deinem Kochbuch der Farben, nachzulesen auf www.highfoodality. com

Lieben Gruß aus Wien von Frau Ziii

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10 comments:

  1. Ach wie superköstlich! Dazu ein paar mit Rock eingekaufte Erdbeeren ;) Wer da noch nörgelt ... ist Berliner oder Wiener. Viele Grüße!

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  2. mieselsüchtig (tolles Wort!)bei Regen :)

    wetterfühlig ist mir bei Weitem lieber als wetterwendisch

    und die Konsistenz des Eises ein Gedicht - wetterunabhängig!

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  3. Der beinahe grass'sche Erdbeerfeldgeschichte schafft mich ja auch bis heute.
    Mein erstes und einziges Basilikumeis hätte ich liebend gern aufgewärmt zu Spargel gegessen, aber das war ja mit Ei.
    Vielleicht nun ein neuer Versuch?

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  4. Schokozwerg, stimmt, Erdbeeren passen gut dazu, obwohl ich das Eis fast lieber pur genieße.

    Grain de sel, tja, das Österreichische treibt so manche stilistischen Blüten ;-)

    Heike, Basilikumeis auf Joghurtbasis ist sicher auch was für die, die sich erst gewöhnen müssen. Ich hatte mal ein Basilikumeis im Restaurant, ganz klassisch, mit Ei und Obers. Das mochte ich gar nicht!

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  5. ganz gleich ob aus Nordwest oder Südöst - ich habe zurzeit meine Eis-Versuchsphase und das wird ausprobiert, gefällt mir sehr gut und Deine Fotos sind mal wieder sehr gelungen

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  6. Mal wieder wunderschön!

    Etwas ähnliches, ein Basilikumsorbet, hatte ich auch mal zwischen ein paar Gängen in einem italienischen Restaurant, das war aber absolut himmlisch.

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  7. Danke für das Rezept! Ich hatte immer Probleme mit der Braunfärbung.
    Das wird sich jetzt ändern! LG

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  8. sieht wirklich köstlich aus - kommt auf meine "wenn ich endlich eine Eismaschine habe"-Liste.. ;)
    viele Grüße
    Annette

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  9. Nach diesem Rezept werde ich mal ein Sauerklee-Eis ausprobieren ... Hach, deine Fotos sind einfach so wunderschön ...

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  10. Von Basilikumeis habe ich schon so oft gelesen und gehört, aber irgendwie "traue" ich mich noch nicht (Ich und meine Familie haben da ein ganz grausiges Spargel Sorbet in Erinnerung).
    Dein Rezept liest sich aber gut.

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