Almtaler Selchrahmsuppe oder je nach dem...

Wenn Sie zum Beispiel bei meiner Mutti sind, dann bekommen Sie eine Rahmsuppe immer aus einer geselchten Suppe serviert, wobei nicht die Suppe geselcht wird - sollten Sie das jetzt meinen - sondern vielmehr ein Stück Geselchtes in der Suppe gekocht wird, weil ein Geselchtes ist ja eigentlich roh und muss gekocht werden. Übrig bleibt eine würzige Suppe mit leichtem Räuchergeschmack, die so mancher in den Abfluss kippt. Schön blöd!
- 1/2 kg Selchfleisch, roh - das zu bekommen, wird für Leser aus Deutschland bei diesem Rezept wohl die größte Herausforderung sein
- 1 kleiner Bund Suppengrün - diese Zutat ist nicht zwingend, es geht auch ohne, trägt aber sehr zur geschmacklichen Abrundung bei; es reicht aber ein bisserl Sellerie, Petersilwurzel und Zwiebel oder Lauch
- 1 TL schwarze Pfefferkörner
- 4 Zehen Knoblauch, mit dem Kochlöffel zerquetscht
- gut 1 Liter Wasser - das Fleisch sollte im Topf bedeckt sein
- ca. 1 Becher (150-200g) Sauerrahm - die genaue Menge richtet sich nach Ihrem Geschmack, sie können auch mehr nehmen, wenn Sie die Säure mögen oder auch ein bisschen weniger, wenn Sie sich langsam herantasten wollen
- 1 gehäufter EL Mehl
- 1/2 Knoblauchzehe
- 1 großzügige Messerspitze gemahlener Kümmel
- geriebene Muskatnuss
- 1/4 TL Zucker, vielleicht ein bisserl weniger
- eventuell Salz
Die klassische Suppeneinlage für Rahmsuppe, zumindest in Oberösterreich, ist geröstetes Schwarzbrot - dunkles, würziges Sauerteigbrot aus Roggenmehl, in Würfeln oder auch in ganzen Scheiben. Das Schwarzbrot, am besten altes, wird in einer Pfanne trocken geröstet oder getoastet, anschließend, solange es noch heiß ist, mit einer angeschnittenen Knoblauchzehe abgerieben und eventuell in Würfel geschnitten.
Zum Servieren das geröstete Brot und ein bisschen von dem Fleisch in einen tiefen Teller geben. Mit heißer Suppe aufgießen und, nach Geschmack, noch mit ein bisschen grob gestoßenem Kümmel bestreuen. Die Mutti gibt in die Suppe auch noch frischen Schnittlauch hinein. Ich habe aber um diese Jahreszeit keinen schönen gefunden, nur so letschertes, hellgrünes Zeug. Bekommen sie aber dunkelgrünen, festen Schnittlauch, dem beim Anschneiden richtig der Saft aus den Röhren quilt, nur zu. Einfach eine ordentliche Portion davon über die Suppe streuen.
Sie können aber auch Kartoffeln als Suppeneinlage verwenden, wie in dieser Rahmsuppe aus dem oberösterreichischen Mühlviertel. Ich sag ja, je nach dem, wo Sie halt herkommt, die Suppe. Bei einer Kartoffeleinlage würde ich persönlich zu einer sehr mehligen Sorte greifen, die beim Kochen schon fast von alleine zerfällt. Die Kartoffeln dann im Ganzen mit der Schale gemeinsam mit dem Selchfleisch in der Suppe garen. Rechtzeitig herausnehmen und schälen. Dann noch heiß mit den Fingern ein bisserl zerquetschen und in den Suppenteller setzen. Salzen, fertige Rahmsuppe darübergießen und fertig. Schnittlauch ist hier schon fast obligatorisch.
Die Schwiegermutter kommt aus dem ganz östlichen Teil Österreichs, dem Burgenland und kocht die Rahmsuppe mit Bohnensterz - aus Bohnen, Mehl und ordentlich Schmalz. Der Herr Ziii möcht' sich da drin gerne eingraben. Nur ein Glasers Schilcher dazu, macht ihn noch glücklicher. Das ist dann aber schon fast ein bisserl steirisch, wo Ihnen die Rahmsuppe mit Heidensterz aus Buchweizenmehl kredenzt wird. Und ich bin überzeugt, es gibt noch hundert andere Varianten Rahmsuppe zu essen, je nach dem...




Herrlich! Wos an Weana ois ins Gmüat geht :-)
AntwortenLöschenJa, da geht das Herz auf. Und an Gusta kriegt man. Wenn heute gestern wär, müßt ich morgen gleich auf den Naschmarkt gehen, G'söchts einkaufen. Aber so wart ich bis Montag und fahr dann zum Klaghofer nach Mauerbach, und kauf dort auch gleich a Blunzn. Bei deinem Artikel wächst der Appetit auf Cholesterin, in echtem und wahrhaftigem Schmalz gebraten.
hupe, es gibt Tage, da kenne ich das Wort Cholesterin nicht ;-) Den Klaghofer in Mauerbach übrigens auch nicht. Hat der eine g'scheite Blunzen? Die sind nämlich in Wien und Umgebung sehr rar gesät?
AntwortenLöschenBeim Lesen ist mir jetzt so schwindlig geworden...was wollt' ich noch sagen, ach ja, bei einem g'scheiten Metzger gibt's das auch in Deutschland, das Fleisch, nicht die Suppe. Ich will die gar nicht kochen, ich möcht' am liebsten gleich essen. :)
AntwortenLöschenJa, der hat a g'scheite Blunzen.
AntwortenLöschenDa gibt es diesen Wettbewerb http://www.boudin-mortagne.com/allemand.htm da haben schon viele eine Medaillie gewonnen. zB http://members.aon.at/klaghofer-schinken/ und http://www.meiringer.at/folge.htm (auch am Sa am Naschmarkt) und http://www.dormayer.at/ uva.
Bon appétit
Sehr appetitanregend! Ich wusste nicht, dass das Almtal am Balkan liegt - so viel Knoblauch ;-) . Die regionalen Rahmsuppn-Unterschiede sind schon spannend!
AntwortenLöschenIch glaub, die groesste Herausforderung ist heutzutage, so ein gutes Xoechts zu bekommen, dass die Suppe eine gute xoechte Suppn wird und keine Chemiebruehe, die man im Sondermuell entsorgen muss.
Absolute Lesefreude, der ganze Blog. Und die Bilder. Und die Rezepte. Und überhaupt das exotisch-Wienerische halt.
AntwortenLöschenDas sieht super lecker aus. Erinnert mich an meine Kindheit :-)
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