Faschierter Braten oder Falscher Hase

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Ich habe ein gestörtes Verhältnis zu Hasen. Nicht zu Hasen im Allgemeinen und auch nicht zu Osterhasen, sondern mehr zu essbaren im Speziellen, wobei grundsätzlich ja (fast) alle Hasen essbar sind. Aber ich meine nur jene, die von vornherein dazu bestimmt sind, gegessen zu werden. Meine Abneigung bezieht sich also nicht auf pelzige Kuschelhasen, sondern auf gemeuchelte. Alle Hasen in essbarer Form sozusagen, ausgenommen Schokoladeosterhasen, denn die sind ja keine richtigen Hasen, sondern nur falsche.


Es ist schon ein Zeiterl her... ich war noch ganz klein... da hatte ich nämlich ein solches Tier und das hieß Klopsi. Der saß eines Tages in einem Käfig in meinem Zimmer und der Papa sagte, dass der jetzt mir gehöre, zum Streicheln und so. Aber ich müsse ihn immer schön brav füttern, damit er groß und stark wird. Das hab ich auch gemacht, doch eines Tages kam ich von der Schule nach Hause und der Klopsi war weg. Der Papa erzählte mir, er habe ihn in den Wald gebracht und ihm die Freiheit geschenkt. Der Käfig wäre schon viel zu klein gewesen für den armen Hasen. Das habe ich auch eingesehen und nur kurz geweint, denn der Klopsi, dachte ich, wird sich jetzt sicher eine Frau suchen und lauter kleine Hasenbuzzis machen. Das hat mich ehrlich gefreut für ihn.

Am Sonntag drauf hat die Mutti dann Schnitzel gekocht. Komische Schnitzel, die ich nicht so recht essen wollte und der Papa hat sich geärgert, weil ich so haglich bin. Er hat gemeint, ich soll mich nicht so anstellen, weil ich hab den Klopsi im Leben gern gehabt, da wird er mir am Teller wohl auch recht sein. Doch das hätte er lieber nicht sagen sollen, denn daraufhin bin ich aus der Küche gelaufen und hab den Klopsi ins Klo gespuckt. Welch unwürdiges Ende für ein Kuscheltier. Ich habe es nie ganz verwunden und wäre ich nicht so klein gewesen, hätte ich vielleicht über eine Zukunft als Vegetarier nachgedacht. Aber so habe ich mir halt geschworen, nie wieder in meinem Leben etwas mit Hasen zu tun haben zu wollen, es sei denn, sie sind aus Schokolade.

Sympathisch sind mir heute auch noch die Schweinderl und Rinder, die als sogenannte Falsche Hasen daherkommen. Nicht, dass ich diese Viecher weniger liebenswert finde, aber meine Liebe habe ich damals eben dem Klopsi geschenkt und nicht irgendeinem Schwein oder einer Kuh. Die haben zum Glück nicht in mein Zimmer gepasst. Wer weiß, wie das sonst ausgegangen wäre. Beim Streicheln habe ich mich später auf Katzen verlegt, weil die isst der Papa nicht und kuscheln tue ich am liebsten mit dem Herrn Ziii. Hasen mag ich seither nur mehr aus Schokolade oder in dieser Form...
Ein Braten aus Faschiertem (Hackfleisch) wird oft auch als Falscher Hase bezeichnet. In Österreich ist vor allem die gefüllte Version mit Ei bekannt. Es hält sich hier nämlich hartnäckig das Gerücht, dass ein gewisser Hase an Ostern bunt bemalte Eier bringt, wobei der Zusammenhang zwischen dem Falschen Hasen und den Ostereiern jetzt völlig aus der Luft gegriffen ist und historisch nicht belegt werden kann. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass Falsche Hasen in Österreich mehr um die Weihnachtszeit unterwegs sind. Dann heißen sie allerdings Stefanibraten und werden am Stefanitag, dem 26. Dezember, mit oder ohne Eier in die Röhre geschoben. Manchmal wird die Fülle noch mit Würstel und Essiggurken ergänzt. Eher unüblich ist die Variante mit Speckhülle. Traditioneller Weise wird der Faschierte Braten, so die allgemein verständliche Bezeichnung, in ein Schweinsnetz gehüllt. Dieses besteht zum Großteil aus Fett und hält das Fleisch schön saftig. Außerdem verhindert es, dass der Braten im Backrohr aufplatzt, was schon mal passieren kann. Doch ein Schweinsnetz ist heutzutage nicht mehr so leicht zu besorgen. Vor allem als biologische Ware ist es meist nur auf Vorbestellung erhältlich. Als Alternative bietet sich Speck zum Umwickeln an.

  • 1 kg gemischtes Faschiertes vom Schwein und Rind - lasse Sie sich kein allzu fettes Faschiertes andrehen und verwenden Sie unbedingt eine Mischung aus Schwein und Rind; ein Falscher Hase aus reinem Rindfleisch kommt ziemlich fad daher
  • 150 g Speck in feinen Scheiben oder auch ein Schweinsnetz, wenn Sie eines bekommen
  • 200 g Knödelbrot oder entrindetes altes Brot in Würfel
  • 1 Ei
  • 4 Eier
  • 4 süß-sauer eingelegte Essiggurken
  • 1 große Zwiebel
  • einige Zweige frische Petersilie
  • 1 TL getrockneter Majoran
  • 1 Bund Suppengemüse
  • 1 kleine rote oder weiße Zwiebel 
  • Salz, Pfeffer, Öl

Vier Eier in Wasser ungefähr 4 Minuten kochen, anschließend abschrecken und schälen. Das Knödelbrot in Wasser einweichen. Gerade so viel Wasser, dass sich das Brot ansaugt. Falls Sie zuviel Flüssigkeit erwischen, müssen Sie das Knödelbrot vor der weiteren Verwendung ausdrücken. Die große Zwiebel fein hacken und in etwas Öl braten bis sie weich und leicht gebräunt ist. Die Petersilie anzupfen und fein hacken.

Das Faschierte in eine Schüssel geben, das (ausgedrückte) Knödelbrot, die Zwiebel und die Petersilie dazu geben. Dann noch ein rohes Ei, Majoran, Salz und Pfeffer. Mit der Hand alles gut mischen, aber nicht zu lange kneten, da der Braten sonst zu fest wird. Die Masse flach auf einem Brett verteilen. Die Eier in einer Reihe in die Mitte setzen, daneben die Essiggurken und die Seiten zusammenklappen, sodass ein schöner Laib entsteht. Diesen vorsichtig in eine gefettete Auflaufform setzen und mit befeuchteten Händen die Oberfläche glatt verstreichen. Anschließend noch mit dem Speck belegen. Sollten Sie statt dem Speck ein Schweinsnetz verwenden, breiten Sie dieses einfach aus und wickeln Sie den Braten darin ein.

Das Suppengemüse schälen, grob in Stücke schneiden und rund um den Braten drapieren. Anschließend den Braten bei ungefähr 150 Grad im Backofen braten. Wenn der Speck gebräunt ist, ein Stück Backpapier auflegen um den Bräunungsprozess zu stoppen. Mit ungefähr 400 ml heißem Wasser aufgießen und den Braten noch eine gute Stunde weitergaren. Insgesamt sollten Sie auf ungefähr zwei Stunden Garzeit kommen. 

Sie können die Sauce anschließend durch ein Sieb abseihen und eindicken. Ich halte das jedoch für überflüssig und serviere den Braten lieber so wie er isst. Die klassische Beilage ist auf jeden Fall ein flaumiges Erdäpfelpürree. 
Recipe in English

False Hare - Meat Loaf

I don't like rabbits. This does not refer to Easter bunnies and not to the ones you can pet... no... mere to the ones that are destined for eating.
When I was a little girl, my father gave me a rabbit. He said that I should have an eye on it and take care that it become big and strong. I loved my little bunny and called it Klopsi but one day, when I came home from school, the rabbit was not here anymore. My father told me, that he brought Klopsi into the wood. He was too big for the cage and it was the right time to let him go. I agreed with my father and although I was a little bit sad, I was happy for Klopsi. I was sure, that he would find a young lady and father many peewees.
The next sunday my mother made Schnitzel. Some strange Schnitzels. I didn't want to eat. My father was that angry and he said firmly that Klopsi was good enough for cuddling, so he would be good enough for eating, too. He should not have done that. I spitted Klopsi into the toilette. What a sad ending for him. Since that time I have renounced rabbits beside the ones made of chocolate. I prefer petting cats now. My father doesn't eat them. On my plate I just like rabbits we call "False Hare" in Austria. In English they are known as meat loaf. Austrians often fill it with eggs and sometimes with sausages and gherkins, too.

  • 1 kg minced pork and beef - not too fat and make sure you use a mix of pork and beef
  • 150 g bacon, thinly sliced ​
  • 200 g bread dumplings
  • 1 egg
  • 4 eggs
  • 4 sweet and sour pickled gherkins
  • 1 large onion
  • some fresh parsley
  • 1 teaspoon dried marjoram
  • 1 bunch vegetables for soup, like carrots, celery, parsley root,...
  • 1 small red or white onion
  • salt, pepper and some oil

Cook four eggs in boiling water for about 4 minutes, then peel it. Soak the bread dumplings in water. Just so much water that the bread sucks and become soft. If you get too much liquid, you must express the dumpling bread before further use. Chop the onion and fry in some oil until it is soft and slightly browned. Chop the parsly, too.

Pour the minced meat in a bow together with the (expressed) dumpling bread, the browned onion and the parsley. Add a raw egg, marjoram, salt and pepper. By hand mix everything well, but not too much otherwise the loaf wont be tender. Spread the dough on a board. Put the eggs in a row in the middle, next to the pickles, fold the sides and form a nice loaf. Put it carefully into a oiled casserole and flatten the surface with your wet hands. Then cover the loaf with the bacon. 

Peel the root vegetables, coarsely chop them and drape around the roast. Fry the Loaf in the oven by  about 150 degrees Celsius. When the bacon is browned, cover with a piece of baking paper to stop the browning process. Add approximately 400 ml of hot water into the casserole and continue cooking. Overall, you should come on about two hours cooking time.

You can then strain the sauce through a sieve and thicken it. But I think this is not necessary. The classic side dish are definitely mashed potatoes.


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Lieben Gruß aus Wien von Frau Ziii

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9 comments:

  1. Weil's immer wieder so gut passt:

    http://youtu.be/ZUfksE_Qbws

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  2. tenyAmoja das kenne ich auch, mein Onkel hatte eine Hasenzucht und ich verbrachte meistens ein Teil der Sommerferien bei ihm in Krems. Es gab immer wieder Hasenbraten, Schnitzel usw. Ich verweigerte mich dessen und wusste nie wann welches kuscheliges Häschen als Nächstes im Bratentopf landete.
    Jedoch einmal trickste mich meine Schwester aus und servierte mir "panierte Hähnchenschnitzel" und ich schwärmte allen in der Familie vor welch delikate Schnitzel ich gegessen hätte und meine Schwester eine hervorragende Köchin sei.
    Meine Mutter lüftete dann das Geheimnis und freute sich darüber mir schadenfroh mitteilen zu können dass das Hähnchen ein Kaninchen war.Ich wsr empört, aber jetzt bereite ich doch ab und an Kaninchen zu. Am liebsten Keulen.

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  3. Hoch lebe die feinfühlige Psychologie der frühen Jahre. Ja, so war's damals, das Kind baucht sich nicht so anzustellen. Haben wir alle erlebt. Themenwechsel: Der Falsche Hase hat bei uns immer Stephanie Braten geheißen. Zum Schluß nochmals herzlichen Dank an Frau Ziii für Ihr Mail, war ganz schön gedankenlos von mir. Schönen Tag und irgendwann wirds ja dann doch einmal Frühling ... S

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  4. ja, und in Sizilien heißt das Falsomagro und ist auch ganz was ähnliches. Nur geben die dort, damit es nicht zu mager wird, das Essen, auch noch Käse und Speck rein ;-). Mag ich auch sehr gerne!

    Danke an Frau Neudecker für die Erinnerung an diesen tollen Fim :-)

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  5. Damit hab ich meine Mama immer in den Wahnsinn getrieben - wir haben als Kinder nix gegessen, was uns nur entfernt persönlich bekannt war ...

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  6. Was für eine tolle Osterspeise!
    Mit echten Hasen - genau wie Tauben - hab ich auch Esssperre...
    Meine Mutter hat mir erzählt, dass im Krieg die Katzen als Dachhasen bezeichnet wurden. So viel zum Thema Hasen.

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  7. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  8. Für wieviele Personen ist das Rezept?

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