Die Schönheit des Sommers in einer Bratrein voll Rübengemüse mit Haselnussvinaigrette

(Sollten Sie den 1. Teil zum Thema Gemüseraritäten verpasst haben, können Sie hier noch schnell nachlesen)

... denn es kam noch besser....













Am Wochenende begegnete ich ganz unverhofft diesen feschen Karottenraritäten am Karmelitermarkt. Hin und weg war ich von den wunderlichen Schönheiten. Zusammen mit den restlichen Chioggia-Rüben, die noch in meinem Kühlschrank herumkugelten, entstand spontan eine weiteres 'Raritäten'-Gericht. Das Grundprinzip ist ähnlich und funktioniert auch bei diesem Rezept verlässlich... lauwarmes, im Ofen gebackenes Gemüse kombiniert mit rohem. Ein trockener, salziger Frischkäse, gutes Öl, Kräuter, geröstete Nüsse für den Crunch und saftige, süße Pfirsiche, die einen interessanten Akzent setzen... ohne Frischkäse sogar tauglich für meinen (Fast)Veganer. Herr Ziii, was willst Du mehr?! Resch aufgebackenes Weißbrot vielleicht noch, zum Tunken des Öls, das sich am Boden absetzt.


Chioggia-Rüben, Haselnüsse, Apfelessig und Ahornsirup gibt es von Ja!Natürlich und auch noch diese Wahnsinns-Pfirsiche, die gerade im Umlauf sind. Flache Tellerpfirsiche, sogenannte Paraguayos, die so rar sind, dass ich sie nicht einmal im Online-Produktverzeichnis finden konnte. Die Bio-Früchte kommen aus Spanien, da die österreichischen noch nicht ganz reif sind und selbst dann noch Mangelware. Deshalb lebe ich in diesem Fall auch mit importierten Früchten gut, vor allem, wenn sie in so erstklassiger Qualität bei uns ankommen. Die Paraguayos haben zwar eine sehr dicke, pelzige Haut, diese lässt sich jedoch ohne Blanchieren ganz einfach mit den Fingern abziehen. Die Früchte sind supersaftig und geschmacklich 1A. Ziegenfrischkäse und Majoran stammen wie die Ochsenherzkarotten (so ihre Sortenbezeichnung) vom Karmelitermarkt. Den Blumenstrauß für die Tischdekoration hat der Herr Ziii im Garten auf unserer hochsommerlichen Wildblumenwiese gepflückt. Die farbliche Korrespondenz von Essen und Tischbehübschung ist bemerkenswert, finden Sie nicht?

Exkurs für Interessierte... in der Vase befinden sich Raritäten wie Wilder Oregano, Johanniskraut, verblühte Färberkamille, Schafgarbe, Lavendel, Wiesenflockenblume, Samenstände vom blauen Lein, quirlblütigem Salbei und Kugellauch, Natternkopf, Wundklee und Kartäusernelke... ausschließlich Wildpflanzen (ausgenommen Lavendel), die auf pannonischen Trockenrasen zu Hause sein. Das ist mein ganz persönlicher Beitrag zur Erhaltung der Bienen, die sich in meinem Garten pudelwohl fühlen. Und wenn Sie angesichts der derzeit laufenden Kampagne nicht eh schon daran gedacht haben, möchte ich Ihnen ans Herz legen, die emsigen Viecherl mit einer Geldspende zu unterstützen.


Gebackenes Rübengemüse mit Haselnussvinaigrette

(für 4 Personen)
  • 1 kg bunte Karotten
  • 3-4 kleine, zarte Rote Rüben
  • 1/2 Bund frischer Majoran
  • 3-4 sehr reife Pfirsiche
  • 3 EL Olivenöl
  • Salzflocken (z.B. Maldon)
  • grob gemahlener, schwarzer Pfeffer
  • 100 g Haselnüsse
  • 100 g bröckeliger Ziegenkäse oder trockener Ziegentopfen (Veganer bitte weglassen)
  • 1-2 Chioggia-Rüben

Für die Vinaigrette

  • 1 EL milder Apfelessig (5%)
  • 1 TL Honig (Veganer nehmen Ahornsirup)
  • 2 EL natives Haselnussöl




1. Backrohr auf 200° Grad Ober-/Unterhitze vorheizen.

2. Währenddessen können Sie im Rohr schon die Haselnüsse trocken rösten. Dafür nehmen Sie am besten gleich den Bräter, den Sie später auch für das Gemüse verwenden. Eventuell kurz die Grillfunktion dazuschalten. Die Nüsse sind fertig, wenn  die Schalen aufplatzen und sich mit den Fingern leicht ablösen lassen. Geben Sie die Nüsse dann in ein Geschirrtuch, schlagen Sie dieses zusammen und walken Sie das Tuch gut durch. Durch das gegenseitige Aneinanderreiben löst sich die Schale. Die geschälten Nüsse halbieren oder grob hacken.

3. Von den Karotten und den Roten Rüben das Grün entfernen und dabei 2-3 cm stehen lassen. Mit einer Bürste gründlich schrubben (oder mit einem Messer dünn abschaben). Der Länge nach halbieren. Die Pfirsiche ebenfalls teilen, den Stein entfernen und die Haut so gut es geht mit den Fingern abziehen, was bei guten, sehr reifen Pfirsichen anstandslos funktioniert. Gemüse und Pfirsiche in einen Bräter legen.

4. 2-3 Majoranzweige zur Seite legen. Von den restlichen Zweigen die Blättchen abzupfen und über das Gemüse streuen. 2 EL Olivenöl darüberträufeln, salzen und pfeffern und mit den Händen vermengen. Mit 50 ml Wasser untergießen. Die restlichen Majoranzweige zwischen das Gemüse stecken und mit dem restlichen Olivenöl benetzen. Achten Sie darauf, dass die Kräuter nicht ganz obenauf liegen, da sie sonst verbrennen.

5. Nehmen Sie ein Stück Backpapier, weichen Sie es in Wasser ein und drücken Sie es anschließend gut aus. Falten Sie es so, dass es genau in ihren Bräter passt, decken Sie das Gemüse damit ab und schieben Sie den Bräter in den Ofen. Nach 30-40 Minuten prüfen Sie durch Anstechen mit einem spitzen Messer, ob die Karotten genügend weich sind. Sie sollten zu diesem Zeitpunkt fast durchgegart sein, aber noch leichten Biss haben und am Boden der Form sollte noch Flüssigkeit stehen. Entfernen Sie dann das Papier, erhöhen Sie die Hitze auf 220° Grad und lassen Sie das Gemüse noch 10-15 Minuten offen garen, damit es etwas Farbe nehmen kann. Die Flüssigkeit sollte sich dabei einreduzieren, jedoch nicht völlig austrocknen. Vor dem Servieren das Gemüse unbedingt ein bisserl auskühlen lassen. Lauwarm würde ich bei den derzeitigen Außentemperaturen empfehlen.(Vinaigrette und Garnitur siehe Punkt 6 weiter unten)

Schauen Sie sich das an! Welche Pracht und Herrlichkeit! Durch das Backen intensiviert sich das Orange der Karotten. Die Farbe der Roten Rüben läuft ein bisserl aus und taucht die Pfirsiche in schrilles Pink. Die Aromen von Säften, Öl und Kräuter verschmelzen am Boden zu einer dichten, öligen Sauce.







6. Jetzt braucht es eigentlich nur noch Garnitur und Vinaigrette. Den Ziegenkäse wie Streusel über das Gemüse bröseln und mit den Haselnüssen bestreuen. Die Chioggia-Rübe auf einer Mandoline hauchdünn hobeln und auf dem Gemüse verteilen. Die Vinaigrette richten Sie her, während das Gemüse auskühlt. Füllen Sie alle Zutaten in ein Schraubglas und schütteln Sie diese auf, bis eine cremige Emulsion entstanden ist. Dann sofort über das lauwarme Gemüse träufeln.



Wer doch nicht auf Fleisch verzichten möchte, dem empfehle ich das Ofengemüse (ohne Ziegenkäse) zu einem gegrillten Schweinskotelett, möglichst dick geschnitten und von einem Tier, das zeitlebens glücklich war, was aber eh klar ist, oder? Die Rüben, der Majoran und die Süße der Pfirsiche passen hervorragend zur schweinernen Üppigkeit. Auf diese Art und Weise 'retten' sich das Fräulein und ich schon seit geraumer Zeit über die vegane Lebensphase des Herrn Ziii. Ich habe gelernt Gemüse so zuzubereiten, dass es auch als Hauptspeise taugt, serviere aber gelegentlich gern ein Stück Fleisch dazu... anfangs für das Fräulein und mich eine eigene Portion, dann eine Portion für beide und mittlerweile immer öfter ganz ohne. Schwupps, und schon sind wir Teilzeitveganerinnen, ohne es überhaupt bemerkt zu haben. Noch dazu ganz ohne industrielle Ersatzprodukte, denn die brauchen Sie bei diesem Gericht wirklich nicht.

Sollten Sie Gefallen gefunden haben, an den geringelten Rüben, hätte ich noch einen Salat für Sie aus gebackenen Chioggias mit Ruccolaöl in diesem Post.


Sommerliche Grüße aus Wien,


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22 comments:

  1. Hej hej Frau Ziii,
    da haben wir den Salat! Gerade wollte ich Ihnen von meinem gestrigen Küchenerlebnis berichten, da finde ich schon wieder so eine wunderbare, kulinarische Versuchung in Ihrem Blog vor! Wieder mit soo schönen Photos dazu, ich glaube auch diese Version wird bald nachgekocht. Allerdings muss ich dazu erst über unser gestriges kulinarisches, (wie ich finde göttlich lecker), hinweg kommen.
    Also, ich habe Ihr Rezept, mit Verlaub, ein wenig abgewandelt, aber nur ein bisschen, und mich getraut etwas anderes Gemüse zu verwenden.Statt der Chioggia Rüben habe ich frisch geerntete Cylindra Rüben und ebenso frisch geerntete rote Kohlrabi verwendet. Statt des Fetas gab es im Kräutermantel panierte, gebackene, warme Mozzarellascheiben dazu.
    Mein LieberMann meinte während des Genießens zu mir, ob ich denn nicht mal kauen wollte, statt andauernd "Hmm, hmm, wie lecker ist das denn, so göttlich, diese Aromen!" vor mich hin zu brabbeln.
    Vielen Dank für diesen Genuss Frau Ziii! Ich werde nächste Woche meine Freundin damit bekochen.(…hehe, so kann man sich beliebt machen!)
    Ein schönes Wochenende wünsche ich Ihnen,
    liebe Grüße,
    Mone*

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    1. Liebe Mone, wenn Du frisch geerntet sagts, nehme ich an, dass Du die Rüben in Deinem Garten hast. Darum beneide ich Dich. Ich habe zwar einen Garten, aber außer einem Trockenrasen wächst dort nix. Letztendlich glaube ich auch, dass das Grundprinzips des Rezepts immer funktioniert. Lauwarmes Ofengemüse (fast egal welches), kombiniert mit frischem, etwas Süßes und Salziges und dann brauchts noch Crunch. Deine Kombination klingt auf jeden Fall sehr gut.
      Lieben Gruß aus Wien von Frau Ziii

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    2. Liebe Frau Ziii,
      zum Thema Garten muss ich dir noch was verraten, ich habe leider selbst keinen, aber mittlerweile ist auch in unserem schönen, beschaulichen Oldenburg das "Urban Gardening" angekommen. Eine fantastische Sache, wie ich finde. Unser "Bunkergarten" - direkt neben einem alten Bunker gelegen, daher der Name - ist ganz in meiner Nähe, so dass ich schnell mal ein paar Kräuter oder etwas Gemüse, das natürlich geteilt wird, holen kann, zu schön! Und ich muss noch anmerken, dass es wirklich ganz anders, nämlich besser (!), schmeckt.
      Nächste Woche werde ich ein paar Impressionen vom jetzigen Zustand des kleinen, aber feinen Gartens in meinem Blog veröffentlichen, vielleicht schaust du ja mal rein, ich würde mich freuen. :)
      Bis dahin, liebe Grüße,
      Mone*

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  2. Ich achte auch immer darauf, dass die Bienen es bei mir im Garten gut haben :-) am allerliebsten mögen sie aber eindeutig den Lavendel, eigentlich ist er schon verblüht, wird aber immer noch angeflogen... kann mich gerade nicht überwinden, ihn abzuschneiden :-D

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    1. Ich kann Dich gut verstehen, denn ich lass den Lavendel auch bis zum Herbst stehen. Er riecht einfach so gut, auch wenn er schon verblüht ist. Ich habe drei verschiedene Sorten, die hintereinander blühen. Das verlängert die Saison etwas. Lieben Gruß von Frau Ziii

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  3. Mensch, Frau Ziii - Sie schaffen es aber immer wieder einmal, einem Lust aufs Kochen zu machen!
    Das schaut ja göttlich aus! Jetzt muss ich allerdings schauen, wie ich ganz ohne Karmelitermarkt an solche Zutaten komme!
    Ursula

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    1. Liebe Ursula, das finde ich super! Danke! Ich bemühe mich immer sehr, den Lesern richtig Lust zu machen. Das Foto deckt ja nur einen Teil ab. Schmecken und Riechen kann man es ja nicht via Cyberspace. Aber das kommt sicher auch noch :-)))
      Liebe Grüße,
      Frau Ziii

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  4. Nachsatz: Aber Bratrein hab ich schon einmal die selbe - kann also fast nichts schiefgehen, oder?
    Ursula

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    1. Toi, toi, toi! Das wird super!

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    2. Das WURDE super!
      Auf Frau Ziii ist Verlass. Freu mich schon auf das Erscheinen des Kochbuchs!

      Ursula

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    3. Das freut mich!!! Und vielen Dank für Dein Feedback. Lieben Gruß aus Wien von Frau Ziii

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  5. Liebe Ziii,
    so eine Rein hatte meine Oma auch - ihrige war von Riess, was anderes gab es in ihrem Haus nicht! Und immer stand ein Riesenwasserhefen von Riess auf dem Holzofen - warmes Wasser aus der Leitung gabs bei ihr nicht ...
    liebe Grüße aus Oberösterreich

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    1. Meine Rein ist auch von Riess. Gibt es tatsächlich noch zu kaufen. Ich habe eine ganze Sammlung davon, alte und neue. Für mich ist dieses Geschirr auch untrennbar mit meiner Oma verbunden.

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  6. Auch ich habe dieselbe Rein und hoffentlich ist darin bald das leckere Essen wie bei dir liebe Frau Ziii! Wieder ein toller Beitrag!

    Lg Lilli

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    1. Danke Lilli, die Rein ist schon die halbe Miete ;-))

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  7. Sieht superschön aus! Ich hatte mir schon Sorgen um "Frau Ziii" gemacht... aber in der neuen "Lust auf Genuss" habe ich gesehen, dass Sie wieder auferstanden sind. GOTTSEIDANK,!!!

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  8. So, liebe Frau Ziii,

    in Ermangelung einer Rein, lasse ich mich trotzdem nicht davon abhalten, diese Art der Zubereitung verschiedener Rüben, in einer ( wegen der Nähe zu Frankreich vorhandenen) Soufflenheimer Keramik nachzukochen ... und ich bin sicher, es wird ebenso in einer Geschmacksexplosion enden ...

    liebe Grüße aus dem Westen,
    Angela

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    1. Liebe Angela, lass hören, wenn die Aromen in der Keramikrein explodieren :-)

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  9. Da kriege ich ja direkt Sehnsucht nach dem Winter ;-)

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    1. Fischkutter, da wirst Du noch warten müssen, obwohl die Farben schon sehr herbstlich sind. Da hast Du recht. Das Gemüse gelingt aber viel besser mit den zarten Sommerrüben. Lieben Gruß aus Wien von Frau Ziii

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  10. Hej hej Frau Ziii,
    manchmal kommt eben alles zusammen. Gerne hätte ich das leckere Rübengericht in einer ebensolchen "Rein" nachgekocht, wie sie auf den schönen Photos zu sehen ist; geschmeckt hat es auch aus einer Tarteform. Doch es kommt noch besser. Inzwischen habe ich meine liebste Freundin, bei ihrem alljährlichen Sommerbesuch, zu ihrem Genuss mit diesem köstlichen Gericht bekocht und bei einem anschließenden Stadtbummel durch Bremen eine echte "Rein" von Riess entdeckt und von ihr geschenkt bekommen! Wie genial ist das denn?! Ein Schelm, der da noch an Zufall glaubt!
    Ich (…und natürlich auch mein LieberMann, der die "Rein" heute spülen durfte ;) ) freuen uns auf viele weitere Gerichte nach deinen Rezepten in meiner neuen, im übrigen sehr photogenen, "Rein"!
    Liebe Grüße,
    Mone*

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  11. Liebe Frau Ziii, das ist mal ein wunderbares Rezept! So schön anzusehen und die Kombi mit den Pfirsichen ist genial! Ich habs heute als "Probe-Essen" gemacht (wobei es bei Ihren Rezepten eigentlich keine "Probe" geben muss) und bin ZIIIemlich hin und weg. Danke! Koche ich am letzten Donnerstag dieses Monats für einige viele Leute............. :-)

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